ISSN:
1432-0878
Source:
Springer Online Journal Archives 1860-2000
Topics:
Biology
,
Medicine
Notes:
Zusammenfassung Das Nebennierenmark des Igels (Erinaceus europaeus L.) wurde mit Durchlicht-, Phasenkontrast und Dunkelfeldmikroskopie untersucht. Elektronenmikroskopische Paralleluntersuchungen (Fixierung mit OsO4 und Acrolein-OsO4) sollten zunächst die Natur der sog. paranukleären Körper klären, darüber hinaus unsere Kenntnisse vom Feinbau des Markes der Nebenniere erweitern. 1. Der enge Verband der Markzellen ist von Basalmembranen umschlossen. Zwischen den Markzellen erstreckt sich ein Kammer- und Kanälchensystem, in das schmale, miteinander verhakte Fortsätze der Markzellen hineinragen. Die Zellen sind durch Desmosomen miteinander verbunden. An manchen Stellen umgeben Markzellen größere, von Kolloid erfüllte Räume, so daß an Follikel erinnernde Bildungen entstehen. 2. Die spezifischen Zellen des Nebennierenmarkes zeichnen sich lichtmikroskopisch durch unterschiedliche Granulierung aus, deren Extreme zum Bild der kleineren dunklen und größeren hellen Zellen führen. Die elektronenmikroskopische Untersuchung legt die Annahme nahe, daß zwei Zelltypen mit verschiedenartiger Granulation vorhanden sind. Ob Adrenalin und Noradrenalin von zwei verschiedenen Zellarten im Nebennierenmark des Igels produziert werden, müßte mit Hilfe cytochemischer und biochemischer Methoden entschieden werden. 3. Im Verband der Markzellen, oft in unmittelbarem Kontakt mit ihnen, kommen Rindenzellen und andere Zellen unbestimmter Herkunft vor. Im Interstitium zwischen den Markzellbalken trifft man Fibrocyten, Mastzellen, Plasmazellen und Rindenzellen besonderer Struktur an. 4. Der Zellkern der Markzellen ist reich an Kernporen, durch die fädiges Material ins Cytoplasma abgegeben wird. An den Kernporen liegen an Fäden aufgereihte Ribosomen in Spangen- und Spiralenform. Die Innenseite der Kernmembran ist mit dichten Chromatinschollen belegt. Die Nukleolen sind an die Kernmembran unter Zwischenlagerung von Chromatin angenähert. Sie sind regelmäßig in klar ausgeprägte Nucleolonemata gegliedert, die massenarme Nukleolarkämmerchen und eine weitere fein strukturierte Komponente abgrenzen. Sie enthalten Kernribosomen. Eine unvollständige Chromatinschale umgibt den Nucleolus. 5. Die Zellmembran (Dicke ca. 80 Å) bildet potocytotische Saumbläschen, insbesondere an der basalen und lateralen Fläche und in der Nähe von Synapsen. 6. Die paranukleären Körper der Markzellen sind dicht gefügte, dem Zellkern meist kappenartig anlagernde Komplexe von Cytoplasma, in denen Ergastoplasma, freie Ribosomen, Golgiapparat, Mitochondrien und Zentriolen vorkommen. Sie setzen sich gegen das periphere Cytoplasma ab, das durch Vakuolen (bis 1 μm Durchmesser) aufgelockert ist und die Hauptmenge der Sekretgranula enthält. Die paranukleären Körper werden als Sekret- und Kolloidbildungsapparat dem Sekretspeicher in der Zellperipherie gegenübergestellt. 7. Die Zentriolen inmitten der paranukleären Körper sind gelegentlich zu rudimentären Zilien umgebildet. Bis zu 4 Zilien (Muster 9+0 oder 8+1) wurden in einer Zelle gefunden. 8. Die Mitochondrien, die sowohl im paranukleären Körper als auch im peripheren Cytoplasma liegen, sind klein und je nach Fixierungsmethode rundlich (OsO4) oder langgestreckt und glockenförmig (Acrolein-OsO4). 9. Der Golgiapparat in den paranukleären Körpern besteht aus Stapeln flacher und netziger Cysternen in Ring- und Hufeisenform, welche die Zentrosphaere umgeben. Einzelne Cysternen enthalten konstrastreiche Substanzen. Von den Rändern der Cysternen schnüren sich Vesikel mit Sekretgranula ab. Glattwandige Ausläufer und kleine Bläschen aus dem Ergastoplasma treten an den Golgiapparat heran. Im Golgifeld kommen regelmäßig Saumbläschen von 50 bis 110nm Durchmesser mit einem etwa 170 Å hohen Außensaum vor. Möglicherweise führen sie dem Golgiapparat Material zu, das durch Saumbläschen der Zellmembran aufgenommen wurde. 10. Die spezifischen Sekretgranula (Amingranula) scheinen durch Abschnürung im Golgi-Komplex der paranukleären Körper zu entstehen. Ihre Membran ist durch einen kontrastarmen Saum vom Inhalt abgesetzt, der verschieden strukturiert ist (Anwendung des Kontrastausgleichverfahrens nach Gonzales 1963). Entleerte und degenerierte Formen werden beobachtet. Im peripheren Cytoplasma sind die Hüllen der Amingranula teilweise zu großen Vakuolen erweitert. Die Größe der Körnchen (120–200 nm) ist ein unzureichendes Charakteristikum der Granulaart. 11. In den Markzellen treten Cytosomen auf, deren einfachste Formen im Golgifeld von spezifischen Sekretgranula morphologisch nicht zu unterscheiden sind. Größere Cytosomen bestehen ähnlich wie Lipopigmentgranula aus dichten Coccoden, Membranen und Sphaerulen, die zu Knollen heranwachsen. Coccoden können anscheinend in Sphaerulen und Knollen übergehen. Die Frage nach einem Zusammenhang zwischen Cytosomen und Sekretgranula wird kurz erörtert. 12. Das Ergastoplasma kommuniziert mit der perinukleären Cysterne. Es bildet parallele oder netzige enge Cysternen, die sich zu vielgestaltigen Säckchen mit mäßig kontrastreichem Inhalt erweitern können. Das Ergastoplasma der paranukleären Körper liegt dem Zellkern an und bildet die Randschollen; das periphere Cytoplasma enthält nur wenige kleine Ergastoplasmasäckchen, die sich manchmal bis zur Zelloberfläche erstrecken. Die Bildung homogentropfiger Kolloideinschlüsse, die in manchen Markzellen vorkommen, spielt sich unter Anreicherung einer wenig massendichten, fein gekörnten Substanz zwischen den Membranen des Ergastoplasmas ab. In solchen Fällen erweitern sich die Räume des Ergastoplasmas zu prall gefüllten Cysternen verschiedener Größe. 13. Das in den Follikeln zwischen den Markzellballen auftretende Kolloid entstammt anscheinend ebenfalls dem Ergastoplasma. Ausschleusungsvorgänge wurden jedoch nicht beobachtet. Das Kolloid kann zwischen den Markzellen zum perivaskulären Raum abfließen. Eine Rückresorption des Kolloids durch Saumbläschen der Zellmembran wird für möglich gehalten. Im Follikelkolloid findet man Trümmer von Markzellen sowie an Ergastoplasma und Mitochondrion reicher Potocyten mit langen Fortsätzen, die Kolloid in Saumbläschen aufnehmen und in großen Vakuolen speichern. Die Kolloidtropfen werden z. T. zu komplexen Cytosomen mit Coccoden, Membranen, Sphaerulen und Knollen verarbeitet. 14. Das Nebennierenmark des Igels wird von vielen markhaltigen (markarmen) und marklosen Nervenfasern durchzogen. Die manchmal „offenen“ Myelinscheiden der 1–2 μm großen Axone haben 2–25 Wickelungen, sind von Schnürringen unterbrochen und an Schmidt-Lanterman'schen Einkerbungen aufgelockert. An den Ranvierschen Schnürringen wird eine periodische Verbindungsstruktur zwischen den nodalen Füßchen der Schwann-Zellen und dem Axon gefunden. 0,17 bis 2,1 μm dicke Axone markloser Nervenfasern dringen in großer Zahl in Begleitung der Schwann-Zellen durch die Basalmembran. Diese Axone enden, von schmalen Fortsätzen der Markzellen teilweise umfaßt, mit synaptischen Endkolben (Durchmesser 1–3,5 μm), die sich in Mulden der Markzellen einfügen. Prae- und postsynaptische Zellmembranen sind verdickt. Die Endkolben enthalten praesynaptische Bläschen, von denen einige einen dichteren Kern haben. Katecholamingranula (Durchmesser 650–700 Å) enthaltende Axone mit Durchmessern von 1,5–2,5 μm gehören dem Interstitium an und treten nur gelegentlich an die Basis der Markzellen in der Mark-Rindengrenze heran. Die prall mit potocytotischen Bläschen erfüllten Schwann-Zellen umfassen Axone mit dichten Granula und solche mit vorwiegend leeren Bläschen. 15. Das Gefäßsystem des Markes besteht aus Arteriolen mit Elastica interna und l–2 Lagen glatter Muskulatur, weiten, muskelfreien Markvenen mit dünner endothelialer Wand und zahlreichen Blutkapillaren mit kräftiger Basalmembran und relativ weiten, von Kollagenfibrillen erfüllten perivaskulären Räumen. Das Endothel der Kapillaren und besonders der Arteriolen ist reich an Saumbläschen.
Type of Medium:
Electronic Resource
URL:
http://dx.doi.org/10.1007/BF00323315
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