ISSN:
1432-1459
Source:
Springer Online Journal Archives 1860-2000
Topics:
Medicine
Notes:
Zusammenfassung Die von mir beschriebenen Trigeminus- und Occipitalis-Schmerzreflexe und -reaktionen sind unmittelbare Auskultationsphänomene jeder Steigerung von Schädelinnendruck oder Hirnvolumen. Sie treten außer bei Tumor cerebri, prä- und postepileptischen oder -eklamptischen Anfällen, Urämie und schwerer Migräne, in stärkster Ausprägung auch bei der Meningitis, und zwar gerade bei eng begrenzter Meningitis cerebri, auf. Auch hier sind sie nicht Zeichen einer entzündlichen Veränderung der Meningen im Bereich jener Nerven, sondern der offenbar jede Meningitis begleitenden, sei es auf Ödem, sei es auf Schwellung im Sinne Reichardts zurückzuführenden Vermehrung des Hirnvolumens. Die meisten der bislang wegen des Auftretens von „Kernig“, reflektorischer Nackensteifigkeit und dergleichen als „Meningismus“ bezeichneten Zustände dürften auf solchen nicht entzündlichen, also nicht-meningitischen Hirnveränderungen beruhen, so daß zum mindesten hierbei der Ausdruck „Meningismus“ nicht das Wesentliche kennzeichnet. Bei Hirndrucksteigerung und Hirnschwellung findet sich folgende Stufenordnung der bei Reizung der Trigemini und Occipitalis auftretenden Erscheinungen: Druckschmerz („Druckpunkt“), Druckreflex, Druckreaktion, Drucksperreflex. Die Trigeminus- und Occipitalisschmerzreflexe und -reaktionen sind nicht den „Valleixschen Druckpunkten“ gleichzusetzen, sondern echte Reflexvorgänge. Biologisch betrachtet, stehen sie auf der gleichen Stufe wie das allbekannte Kernigsche Zeichen und das zu wenig bekannte Bikelessche Zeichen. Sie sind gleichsam der „Kernig“ der sensiblen Kopfnerven. Auch diese beiden Zeichen sind, wo sie nicht durch Neuralgie der Extremitätennerven hervorgerufen werden, Zeichen von Hirndrucksteigerung oder Hirnschwellung irgendwelcher Art. Neuerliche Beobachtungen verschiedener Autoren lassen die Frage aufwerfen, ob alle diese Symptome auch als reine Herderscheinungen, d. h. auch ohne allgemeine Hirndrucksteigerung oder -schwellung, als Zeichen von Erkrankungen des Vorderhirns, besonders des Stirnhirns und des Thalamus vorkommen.
Type of Medium:
Electronic Resource
URL:
http://dx.doi.org/10.1007/BF01763909
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