ISSN:
0044-8249
Keywords:
Chemistry
;
General Chemistry
Source:
Wiley InterScience Backfile Collection 1832-2000
Topics:
Chemistry and Pharmacology
Notes:
Über Lise Meitner ist viel geschrieben worden, und doch ist sie immer eine Randfigur geblieben. Über ihre bahnbrechenden Leistungen in der Kernphysik ist nur wenig bekannt, ihren Namen assoziiert man hauptsächlich mit der Kernspaltung; die Anerkennung ihres Anteils an dieser Entdeckung blieb ihr jedoch verwehrt. Insbesondere in Deutschland haben die Akteure dieses Szenarios ihren festen Platz: Otto Hahn im Rampenlicht, Fritz Straßmann in seinem Schatten, Lise Meitner nur schemenhaft am Rande des Geschehens erkennbar. Über ihre Rolle läßt sich spekulieren. Die Ostberliner Schriftstellerin Renate Feyl bezeichnet Lise Meitners Lebenswerk als „gekrönt mit dem Nobel-Preis für Otto Hahn“[1]; K.-E. Zimen, ehemaliger Direktor eines nach ihr benannten Instituts, stellt sie als diejenige dar, die der Entdeckung von Anfang an im Wege stand[2]. Oft tritt sie lediglich als Hahns Mitarbeiterin[3] in Erscheinung; zuweilen sucht man vergeblich nach ihr, wie z.B. in einem der bedeutendsten Wissenschaftsmuseen der WeltRuth Lewin Sime, 1939 in New York geboren, schloß 1960 ihr Chemiestudium am Barnard College ab und promovierte 1964 an der Harvard-Universität unter William Lipscomb über Röntgenbeugungsuntersuchungen an molekularen Strukturen. Neben ihrer Lehrtätigkeit arbeitet sie an Programmen zur Förderung des Anteils von Frauen und Studenten aus Minoritätsgruppen in naturwissenschaftlichen Studiengängen mit. Ihr besonderes Interesse an Lise Meitner begann von ungefähr 15 Jahren, als sie ein Seminar über „Frauen in der Wissenschaft“ hielt und überrascht feststellte, wie wenig Beachtung Lise Meitners Leben und Werk bisher in Fachkreisen gefunden hatten. Ruth Lewin Sime arbeitet gegenwärtig an einer wissenschaftlichen und persönlichen Meitner-Biographie., in dem 30 Jahre lang[4] der Arbeitstisch mit der Spaltapparatur - von Lise Meitner in ihrem Laboratorium in ihrer Physikabteilung des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Chemie aufgebaut - zu sehen war, ohne daß ihr Name in diesem Zusammenhang überhaupt genannt wurde. Die Akteure selbst sind unterschiedlicher Meinung. In seinen Memoiren hat Hahn erstaunlich wenig über seine langjährige intensive berufliche und freundschaftliche Verbindung mit Lise Meitner zu sagen. Nur bei einem Glas Wein, so erfährt der Leser, „konnte ihm die Äußerung entschlüpfen:, Ich weiss nicht; ich fürchte, Lischen hätte mir die Uranspaltung verboten“[5]. Straßmann betont: „Lise Meitner war die geistig Führende in unserem Team gewesen“[6]! Von Lise Meitner selbst liegt keine Autobiographie vor; die umfangreiche Sammlung von Briefen und Dokumenten aus ihrem Nachlaß jedoch ermöglicht es uns, weit mehr zu erfahren.
Additional Material:
1 Ill.
Type of Medium:
Electronic Resource
URL:
http://dx.doi.org/10.1002/ange.19911030807
Permalink