ISSN:
1432-1750
Source:
Springer Online Journal Archives 1860-2000
Topics:
Medicine
Notes:
Zusammenfassung 1. Die AngabeLanges, daß die aerogene Primärinfektion des Menschen in der Regel auf der Ansiedlung einer minimalen Menge des tuberkulösen Virus beruhe, daß jedenfalls wesentliche Schwankungen der pulmonalen Ansiedlungsdosis unwahrscheinlich sind, ist bisher nicht widerlegt worden. Die Lehre von der Bedeutung der massigen Primärinfektion ist dadurch erschüttert worden. 2. Dagegen hat sich die Annahme, daß bei der endogenen Reinfektion die Dosierung neben anderen Umständen eine wesentliche Rolle spielt, bestätigt: bei massigem Bacilleneinbruch in die Blut- und Lymphbahn ist eine erhöhte Gefahr der metastatischen Späterkrankung gegeben. 3. Aus dem makroskopischen Verhalten des Primärkomplexes haben sich Kennzeichen für seine Absiedlungsneigung nicht herauslesen lassen; das gilt besonders in dem Sinne, daß der umschriebene fibrös abgegrenzte Herd sehr wohl der Ausgangsort einer schweren Verbreitung auf dem Lymph- oder Blutwege sein kann. Diese Beobachtung widerspricht nicht der Annahme, daß die postprimäre endogene Ausbreitungsgefahr nicht sowohl von der Gesamtresistenz und Allergielage, als auch wesentlich von der Beschaffenheit des Primärherdes abhängt, und daß durch Überwiegen der Verkäsung und circumfokalen Exsudation gegenüber den Rückbildungsvorgängen die Gefahr der Virusabsiedlung gesteigert wird. 4. Eine aktivierende Einwirkung auf den Primärherd kann durch Tuberkulinzufuhr erfolgen. Die Vorstellung, daß aus Bacillenmengen, die in die Luftwege eindringen, aber nicht zur Ansiedlung gelangen, Stoffe freiwerden, die einen Herdreiz hervorrufen, ist als „Stimulierung durch exogene Superinfektion” bekannt. In diesem Sinne darf die nach schwerer Kindheitsexposition beobachtete Erkrankungsneigung des Erwachsenen auf eine Aktivierung des Primärherdes durch eine frühe massige Superinvasion bezogen werden. 5. Die Annahme, daß der frische Primärherd durch eine tuberkulinartig wirkende massige Superinvasion von Bacillen ungünstig, d. h. im Sinne einer gesteigerten Ausfallsbereitschaft beeinflußt wird, ist durch die bisher vorliegenden Forschungsergebnisse nicht bestätigt, aber auch nicht widerlegt worden. Weitere Untersuchungen sind erforderlich.
Type of Medium:
Electronic Resource
URL:
http://dx.doi.org/10.1007/BF02237476
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