ISSN:
1432-1459
Source:
Springer Online Journal Archives 1860-2000
Topics:
Medicine
Notes:
Zusammenfassung Bei 19 Kranken mit diffusen organischen Hirnprozessen wurden die cutanen, akustischen und optischen Blinzelreflexe und Reflexe der perioralen Muskulatur, einschließlich Kinnreflexen, untersucht. Sowohl der Palmomentalreflex und die labialen Reflexe als auch der Lidreflex und alle auf Seite 530 und 531 einzeln angeführten, in der neurologischen Literatur unter verschiedenen Namen beschriebenen Fremdreflexe der Gesichtsmuskulatur gehören, als selbständig heraushebbare Sonderformen, einer generalisierten Beugereaktion des Körpers an, die im Schrifttum als „Schreckreflex“ oder als „Zusammenfahren“ bekannt ist und bei hirnorganischen Prozessen enthemmt sein kann. Durch nociceptive Hautreize erwiesen sich bei unseren Kranken die cutanen perioralen Reflexe, einschließlich Palmomentalreflex, hinsichtlich Schwelle und Adaptation gegenüber dem durch Hautreize ausgelösten Blinzelreflex als prävalent. Das receptorische Feld umfaßt zwar die gesamte Haut des Körpers, doch zeigten sich die einzelnen Zonen des Tegumentes für schädliche Reize in verschiedenen Graden empfindlich. Auf jähe und starke Seh- und Hörreize spricht — anders als bei cutanen Stimuli — der reflektorische Lidschluß zuerst und mit niedrigerer Reizschwelle als etwa die Mentalisgruppe an. Erst danach folgt der Kinnreflex mit den übrigen perioralen Reflexen, die auf akustische und optische Stimuli weit reascher adaptieren als auf Hautreize. Diese, bei hirnorganisch Kranken manchmal übersteigert sichtbare Organisation der motorisch-nociceptiven Antwort des Organismus läßt an folgende biologische Hypothese denken: Der akustische und optische Blinzelreflex stellt nur dann das Kernstück der motorischen nociceptiven Reaktionsschablone dar, wenn dem Organismus über die Telereceptoren potentiell schädliche Reize signalisiert werden. Hingegen dürfte die Dominanz der perioralen Reflexe einschließlich Mentalreflex dem biologisch-prävalenten Schutz der Mundzone auf solche schädliche Reize entsprechen, die auf die Haut des Körpers, vorzugsweise auf deren Beugeseite einwirken.
Type of Medium:
Electronic Resource
URL:
http://dx.doi.org/10.1007/BF00243487
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