ISSN:
1432-0878
Source:
Springer Online Journal Archives 1860-2000
Topics:
Biology
,
Medicine
Notes:
Zusammenfassung 1. Da die bekanntlich aus Chitin bestehende Eischale von Ascaris mikroskopisch homogen erscheint, so bietet sie die Möglichkeit, den Feinbau filmartig ausgebildeten Chitins mit dem fibrillär differenzierten (wie bei den Sehnen von Krebsen und Insekten) polarisationsoptisch zu vergleichen. Die Kugelgestalt des Objektes hat den besonderen Vorteil, daß die Optik am Querschnitt und in der Flächenansicht des Filmes unmittelbar nebeneinander geprüft werden kann. 2. Die Eischale ist optisch einachsig mit radial gelagerter optischer Achse. Das Vorzeichen der Doppelbrechung hängt von der Brechzahl der durchtränkenden Flüssigkeit ab. Bei Variation der Brechzahl der imbibierenden Flüssigkeit von 1,33 bis 1,74 wandelt sich das Vorzeichen der Doppelbrechung zweimal, geht aus — in + und dann wieder in — über, wobei an den Umkehrpunkten anomale Farben auftreten. 3. Aus diesen Erscheinungen muß auf Überlagerung von negativer Formdoppelbrechung mit positiver Eigendoppelbrechung, beide mit radial verlaufender optischer Achse, geschlossen werden, während bei den Chitinsehnen das gleiche Verfahren positive Formdoppelbrechung und negative Eigendoppelbrechung mit längs in der Sehne verlaufender optischer Achse ergibt. 4. Diese Unterschiede der Polarisationsoptik sind nicht etwa auf gegensätzlichen optischen Charakter bzw. verschiedene Form der Chitinmicelle zurückzuführen, sondern einzig auf verschiedene Anordnung der gleichen stäbigen, negativ einachsigen Micelle. Während diese in der Sehne achsenparallel geordnet sind, verlaufen sie in der Eischale mit dem gröβten Durchmesser tangential, bei fehlender Orientierung in der Fläche. Damit erklärt sich, wie im einzelnen dargelegt wird, der Unterschied in der Optik der beiderlei Micellverbände, ebenso die auffallend geringe Eigendoppelbrechung der Eischale. Das als Film und als Faden strukturierte Chitin bietet also jeweils einen solchen Feinbau dar, wie er allgemein sich ausbildet, wenn ein Kolloid mit stäbchenförmigen Teilchen entsprechend geformt wird. 5. Wie das Chitin der Sehnen erfährt auch das der Eischale durch gewisse Phenole (unabhängig von deren Brechzahl!) Umkehr des optischen Charakters (v. Ebners Phenolreaktion). Pikrinsäure jedoch spricht auf Chitin nicht an, im Gegensatz zu ihrer positiven Reaktion bei gewissen eiweiβartigen Gewebebaustoffen wie Kollagen und der Körperkutikula von Ascaris. 6. Entquellung senkt die Doppelbrechung der Eischale durch Annäherung der Teilchen (Minderung der Formdoppelbrechung) fast bis zur Isotropie. Benetzen entquollener Eischalen läßt die Doppelbrechung augenblicklich emporschnellen. 7. Jod, Kongorot und Trypanblau lagern sich der Eischale orientiert ein und erzeugen dadurch Dichroismus und eine beträchtliche Steigerung der Doppelbrechung. Der Dichroismus bietet niemals so große Gegensätze wie bei den Sehnen dar, was mit der anderen Teilchenlage zusammenhängt. 8. Salpetersäure kehrt (wie bei den Sehnen) das Vorzeichen der Doppelbrechung der Eischale durch Nitrierung sogleich um, unter beträchtlicher Steigerung des Gangunterschieds. 9. Es werden einige Bemerkungen über Abscheidung fettartiger Stoffe im Schalenraum gemacht.
Type of Medium:
Electronic Resource
URL:
http://dx.doi.org/10.1007/BF00375532
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