ISSN:
1432-1963
Source:
Springer Online Journal Archives 1860-2000
Topics:
Medicine
Notes:
Als jungem Privatdozenten oblag mir u.a. die Verpflichtung, den damals noch obligatorischen Sektionskurs abzuhalten. Dabei habe ich nicht nur über die historischen Hintergründe, sondern auch über das Recht, Sektionen durchzuführen, gesprochen. Und dabei war auch die Frage zu beantworten, ob der christliche Glaube der Durchführung von Sektionen im Wege stehe. Diese Frage drängte sich auch deshalb auf, weil in katholischen konfessionellen Krankenhäusern unseres Versorgungsbereiches Obduktionen in der Regel kategorisch abgelehnt wurden. Und es erhob sich die Frage, ob das Recht zur Obduktion nicht durch den Auferstehungsbericht Jesu im Johannes-Evangelium (Johannes 19,34 und 20,26–27) in Frage gestellt sei; denn die nach dem Tod Jesu erfolgte Verwundung durch den Soldaten am Kreuz habe ja später durch Thomas handgreiflich bestätigt werden können. Der Geistleib Jesu, der durch verschlossene Türen ging, trug nach diesem Bericht also noch ein nach dem Tode zugefügtes Mal. Die Frage wurde daher gestellt: Könnte man – falls man den Johannesbericht konkret nimmt – Implikationen für den Pathologen daraus ableiten und die durch die Sektion erfolgenden „Verletzungen” als unerlaubte Zerstörung der Integrität eines Individuums ansehen? Ich habe diese Frage Prof. Dr. Romano Guardini in einem längeren Brief, den ich leider nicht mehr besitze, gestellt. Die Antwort von Romano Guardini vom 8.4.59 führt die Frage ad absurdum. Karl Lennert
Type of Medium:
Electronic Resource
URL:
http://dx.doi.org/10.1007/s002920050337
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