ISSN:
1618-2650
Source:
Springer Online Journal Archives 1860-2000
Topics:
Chemistry and Pharmacology
Notes:
Zusammenfassung 1. Destilliertes Wasser nimmt in Berührung mit der Luft eine bestimmte Menge Kohlensäure auf, indem sich eine dem Teildruck der Kohlensäure entsprechende Sättigung des Wassers bildet. 2. Dieser für gewöhnliche Arbeiten somit unvermeidliche Kohlensäuregehalt des Wassers macht sich bei Messungen mit stark verdünnten Säuren und Laugen unter Benutzung säureempfindlicher Endanzeiger (Phenolphtalein, Lackmus usw.) bemerkbar. 3. Noch viel stärker wirkt jedoch die schnelle Aufnahme von Sohlensäure aus der Luft, selbst durch sehr stark verdünnte Laugen. 4. Vielfach spielt auch ein Gehalt des destillierten Wassers an Kohlensäure, der von der Erzeugung aus bikarbonathaltigem Rohwasser herrührt, eine sehr erhebliche Rolle bei Basen- und Säuremessungen. 5. Der Kohlensäuregehalt ist nicht bloss hei Laugen, sondern auch bei Säuren zu berücksichtigen, die mit kohlensäurehaltigem Wasser hergestellt worden sind. 6. Die theoretischen Anschauungen über Abweichungen der Neutralpunkte verschiedener Anzeiger von einander sind an sich richtig; über die Grösse dieser Abweichungen und demzufolge deren praktische Bedeutung herrschen jedoch stark übertriebene Vorstellungen, die durch Untersuchungen entstanden sind, bei denen der Einfluss der Kohlensäure der Luft und namentlich des destillierten Wassers nicht berücksichtigt wurde. 7. Die Nachblassungen des Phenolphtaleins sowie die wiederholten Farbenwechsel bei Lackmus und ähnlichen Endanzeigern (Methylrot) treten nicht mehr auf, wenn die Flüssigkeiten keine schwachen Säuren, also auch keine Kohlensäure enthalten. Die Schärfe des Umschlages wächst dann erheblich. 8. Für genaue Arbeiten mit säureempfindlichen Anzeigern müssen die Normallaugen und Normalsäuren — namentlich bei stärkeren Verdünnungen — mittels, frisch ausgekochten Wassers hergestellt und vor jeder Berührung mit der Luft bewahrt werden. Sollen derartige Säuren längere Zeit aufbewahrt werden, so kann man destilliertes Wasser zu ihrer Herstellung benutzen, dessen Kohlensäuregehalt mit demjenigen der Luft im Gleichgewicht ist. 9. Für genaue Arbeiten mit sehr verdünnten Laugen ist es unbedingt erforderlich, dass man entweder den Hauptteil der Säure vorlegt oder mit der Lauge in die Säure titriert. 10. Für die Einstellung macht es sodann keinen Unterschied, ob man den Neutralpunkt von der sauren oder alkalischen Seite her erreicht, wenn man beide Male auf genau dieselbe Endfärbung einstellt. Der Grund für die bisherige gegenteilige Ansicht liegt vielleicht teilweise in ungleichen Endfärbungen (z. B. bei Phenolphtalein), bei säureempfindlichen Anzeigern aber hauptsächlich in dem, seiner Bedeutung nach weit unterschätzten Einfluss der Kohlensäure der Luft auf die stark verdünnten Laugen.
Type of Medium:
Electronic Resource
URL:
http://dx.doi.org/10.1007/BF01440102
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