Zusammenfassung
1. Bei Untersuchungen des ERGs am isolierten Froschbulbus tritt unter den üblichen Untersuchungsbedingungen ein charakteristischer Zeitgang mit annähernd exponentiellem Abfall der b-Welle auf konstante Reize hin auf, der häufig als Absterbeerscheinung gedeutet wird und längere Versuchsserien verhindert.
Wenn der Abfall nicht zu völligem Schwinden der b-Welle führt, sondern sich in Abszissennähe ein längeres horizontales Kurvenstück ergibt, so können dort wegen der gestörten Komponentenverhältnisse paradoxe Intensitätseffekte auftreten. Im Anfangsteil können konstante Verhältnisse durch gegenläufige Prozesse (Dunkeladaptation) vorgetäuscht werden.
Der Abfall der b-Welle kann verhindert werden, wenn die Untersuchungen in Sauerstoffatmosphäre durchgeführt werden. Konstante Reizantworten ließen sich so noch nach 14 Std erzielen.
2. Unter stoßförmig wechselnden Sauerstoffpartialdrucken stellen sich oberhalb der Zimmerluftverhältnisse die Höhen der b-Wellen auf diesen entsprechende stationäre Endwerte (Niveau) ein. Diese zeitunabhängigen Zustände weisen Eigenschaften offener Systeme auf.
3. Auf die Möglichkeit eines Systems hohen Sauerstoffverbrauches und erschwerten O2-Antransportes für eine detaillierte Analyse kritischer Wirkungsbereiche infolge Spreizung kleiner Partialdruckunterschiede wird hingewiesen. Andererseits ergibt sich aus den vorliegenden Befunden die Konstanz des Reizerfolges bei derartigen Objekten, falls eine ausreichende Sauerstoffversorgung gewährleistet ist.
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Küchler, G., Pilz, A., Sickel, W. et al. Sauerstoffdruck und b-Welle des Elektroretinogramms vom isolierten Froschauge. Pflügers Archiv 263, 566–576 (1956). https://doi.org/10.1007/BF00362174
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