Zusammenfassung
Zur Untersuchung von Vasomotorik und EEG der Großhirnrinde wurde ein Verfahren ausgearbeitet, das die Messungen an unnarkotisierten, frei beweglichen Katzen zuläßt und somit eine gleichzeitige Beurteilung der Verhaltensweisen der Tiere ermöglicht.
Ein Meßelement zur lokalen Messung der Durchblutung, EEG-Elektroden sowie Katheter für die Messung des arteriellen Druckes und für i.v. Injektionen wurden in Halothane-Stickoxydul-Narkose implantiert. Die Messungen wurden im allgemeinen innerhalb 48 Std nach der Operation vorgenommen, wobei sich das Tier in einer geschlossenen Kammer befand.
In den Versuchen hat sich zunächst gezeigt, daß die Durchblutung der Hirnrinde rhythmische Schwankungen aufweist, die in der Regel in einem — über längere Zeit konstanten oder auch häufig wechselnden — geradzahligen Verhältnis zur Atmung von 1:2 bis etwa 1:10 stehen.
Das Ergebnis früherer Untersuchungen an narkotisierten Hunden, daß keine feste Korrelation zwischen EEG-Aktivität und Vasomotorik der Hirnrinde besteht, wurde bestätigt. Eine Desynchronisierung des EEG kann mit einer Dilatation oder auch ohne Gefäßreaktion ablaufen. Eine Gefäßreaktion scheint nur dann aufzutreten, wenn auch eine deutliche Reaktion im Gesamtverhalten des Tieres auftritt.
Während desynchronisierter EEG-Aktivität gegebene sensible Reize können ebenfalls zu einer Dilatation der corticalen Gefäße führen. Das Ausmaß der Vasodilatation scheint dabei dem der Verhaltensreaktion parallel zu gehen.
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Kanzow, E., Krause, D. Vasomotorik der Hirnrinde und EEG-Aktivität wacher, frei beweglicher Katzen. Pflügers Archiv 274, 447–458 (1962). https://doi.org/10.1007/BF00362772
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