Zusammenfassung
Auf Grund der durchgeführten Versuche erscheint die Konservierung von Sehnengewebe zum Zwecke der Transplantation möglich. Unter dem Einfluß des Konservierungsvorganges spielen sich an den Sehnen Zerfallserscheinungen ab, die zur Devitalisierung des Gewebes führen. Von den Degenerationsvorgängen werden zuerst die Kerne der Sehnenzellen, dann die Zellen des interstitiellen Gewebes und der Gefäße betroffen. Die Struktur der kollagenen Fibrillen bleibt am längsten erhalten. Der Zeitpunkt des Eintritts der Devitalisierung von Sehnengewebe ist bei den Konservierungsverfahren unterschiedlich: Nach 50 bis 80 Tagen ist die Cialit-Sehne, nach 110–140 Tagen das kältekonservierte Gewebe und nach etwa 200 Tagen das Kunststoffkonservat devitalisiert.
Die optimale Konservierungsdauer der Sehnensegmente bei der Cialit-Haltung ist mit einem Zeitraum von 50–300 Tagen anzunehmen. Bei Kältekonservierung dürfte eine Lagerungszeit von mehr als 110 Tagen und bei der Kunststoffeinbettung von über 200 Tagen-jeweils über eine sehr lange Zeit-für die Verwendung zur Transplantation günstig sein.
Hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und Technik der Konservierungsverfahren bietet die Cialit-Haltung gegenüber der Kunststoffeinbettung und der Kältekonservierung bestimmte Vorteile.
Einige histologische Befunde werden durch Mikrophotogramme wiedergegeben.
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Herzog, K.H. Die Konservierung von Sehnengewebe. Arch. f. klin. Chir 302, 513–523 (1963). https://doi.org/10.1007/BF01441494
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