Ernährung der Säuglinge mit bulgarischer Sauermilch (Joghurt) und ihre Wirkung auf die Darmflora

Zusammenfassung

Die aus Bulgarien berichteten guten Leistungen des Joghurt bei der Aufzucht von gesunden und kranken Säuglingen veranlaßten uns, nach Erklärungsmöglichkeiten für diese guten Erfolge zu suchen. Zu diesem Zweck verabreichten wir Joghurtvollmilch an 10 darmgesunde Kinder und beobachteten täglich die Stühle und die Stuhlflora. Es erfolgten täglich 1–3 dickbreiige Stuhlentleerungen. Die Reaktion der Stühle war alkalisch; die Farbe war gelbbraun bis hellgelb und zeigte häufig eine Tönung ins grauliche; der Geruch war indifferent, auf keinen Fall stinkend. Schon wenige Tage nach ausschließlicher Verabreichung des Joghurt war neben dem Bacillus bulgaricus die übrige Darmflora fast völlig verschwunden. Nach Umsetzen auf eine andere Nahrung verließ der Bacillus bulgaricus den Darm ebenso rasch wieder (s. Abbildungen). Eine Ansiedlung des Bacillus bulgaricus im kindlichen Darm gelingt also nicht, obwohl die Bacillen am Leben bleiben und ihre volle Virulenz behalten, wie die Züchtung von Reinkulturen aus dem Stuhl (s. Abbildungen) und die Herstellung von Joghurt mit aus dem Stuhl gezüchteten Bacillen bewies. Für die Züchtung von Reinkulturen aus dem Stuhl wird eine neue Methode beschrieben. Vielleicht ist die Umstimmung der Darmflora im Sinne eines Verschwindens von fast allen mehr oder weniger pathogenen Darmbakterien an den aus Bulgarien berichteten guten Erfolgen beteiligt.