Zusammenfassung
In der vorliegenden Arbeit wurde die Geschwindigkeit der isothermen Umkristallisation kleiner KristÄllchen erstmalig gemessen, und zwar am Beispiel des Bariumsulfates. Als Me\methode diente ein neuartiges — vom Verfasser ausgearbeitetes — radioaktives Verfahren, das im wesentlichen darin besteht, da\ man die Geschwindigkeit der, durch die Umkristallisation bedingten, Einlagerung von ThB in die BaSO4-OberflÄche untersuchte.
Es wurde gezeigt, da\ irgendwelche Unterschiede in der Löslichkeit von kleinen und gro\en Kristallteilchen als Ursache der Umkristallisation nicht in Frage kommen. Vielmehr zeigen Adsorptionsmessungen die Wirksamkeit desselben Faktors, der auch beim Kristallwachstum eine ausschlaggebende Rolle spielte, nÄmlich des „aktiven Bruchteils“ der OberflÄche.
Kinetische Gleichungen betreffend den Zusammenhang zwischen „aktivem Bruchteil“ und der Umkristallisationsgeschwindigkeit wurden hergeleitet und deren Gültigkeit experimentell bestÄtigt.
Die Verschiedenheit des „aktiven Bruchteils“ je nach den Dimensionen der KristÄllchen wurde theoretisch diskutiert mit Hilfe von AnsÄtzen, die sich auf die Annahme aperiodisch-anharmonischer Schwingungen der Adsorptiv-Ionen stützen. Die Konsequenzen einer so entwickelten „gaskinetischen Theorie unelastischer Stö\e“ stehen in gutem Einklang mit bisherigen Erfahrungen über Adsorption.
Die kinetischen Vorstellungen des Verfassers über Adsorption wurden mit Aussagen der Thomsonschen Theorie der Keimbildung verglichen. Es wurde gezeigt, da\ zwischen den Konsequenzen beider Theorien ein Widerspruch besteht, indem der Verfasser sich nicht ganz mit den Thomsonschen GedankengÄngen einverstanden erklÄren konnte. Dieser Widerspruch beschrÄnkt sich aber auf den Fall unendlich geringer übersÄttigungen (oder UntersÄttigungen).
Schlie\lich konnte wahrscheinlich gemacht werden, da\ es möglich sein wird — ausgehend von den kinetischen Vorstellungen des Verfassers —, eine statistische Theorie der OberflÄchenspannung zu entwickeln.
Literatur
Imre, L., Ztschr. phys. Chemie (A)171, 418 (1936).
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Diese Löslichkeitsbestimmungen wurden von L. Vekkerdi und J. Fabri im Institut des Verfassers durchgeführt.
Haber, F., Ber.6, 1721 (1922).
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Imre, L., Trans. Far. Soc.33, 571 (1937);35, 751 (1939).
Vgl. L. Imre, Z. phys. Chem. (A)177, 414 (1936). Gl.[5].
Vgl. den Ähnlichen gedanklichen Inhalt von Gl. [3] in der ersten Arbeit dieser Serie, L. Imre, Kolloid-Z.131, 24 (1953).
Vgl. die Gl. [6b] in der ersten Arbeit dieser Serie, Kolloid-Z.131, 26 (1953).
Siehe z. B.: A. E. Alexander und P. Johnson, Coll. Sci. Vol. I, p. 36., Oxford 1949).
Siehe die Gl. [18] in der ersten Arbeit dieser Folge, Kolloid-Z.131, 33 (1953).
Siehe z. B.: L. Imre, Z. phys. Chem. (A)171, 255 (1934). Es wurde hier das geometrische Mittel der nach Gl. [7] und [8] berechneten Volumina genommen, weil dieser Mittelwert den wirklichen, hier behandelten VerhÄltnissen am nÄchsten kommt.
Siehe z. B.: L. Imre, Z. phys. Chem. (A)171, 252 (1934) (Tabelle 6). Als wahres Schwingungsvolumen wurde hier das geometrische Volumen des im Gitter befindlichen Ions genommen.
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Imre, L., Nagy, J. Neuere prinzipielle Bemerkungen zur heterogenen Reaktionskinetik. Kolloid-Zeitschrift 135, 161–176 (1954). https://doi.org/10.1007/BF01511666
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