Zusammenfassung
Fast alle Psychopharmaka werden durch die Cytochrom-P450-Enzyme der Leber abgebaut. Beim Menschen sind mindestens 5 Isoenzyme für diesen Prozeß verantwortlich. Diese können in jeweils unterschiedlichem Umfang durch eine Reihe von Medikamenten in ihrer Aktivität beeinflußt werden. Bei gleichzeitiger Anwendung mehrerer Substanzen kann es durch diesen Mechanismus zu Wechselwirkungen mit potentiell ernsten Folgen kommen. So inhibieren die meisten der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer P450-Enzyme und können dadurch z.B. die Plasmakonzentrationen von trizyklischen Antidepressiva in toxische Bereiche heben. Carbamazepin hingegen induziert viele der Isoenzyme; durch den schnelleren Abbau von Trizyklika oder Neuroleptika können zu geringe Konzentrationen dieser Substanzen resultieren und Rezidive von Depressionen oder Psychosen ausgelöst werden. Überdies weisen aufgrund eines genetischen Polymorphismus 5–10% der Bevölkerung eine geringere Aktivität des Isoenzyms CYP2D6 auf und reagieren deshalb mit verstärkten Nebenwirkungen auf übliche Dosierungen vieler Pharmaka. In dieser Übersichtsarbeit wird systematisch auf pharmakokinetische Interaktionen im Bereich der Psychopharmakologie hingewiesen, die bisher berichtet wurden oder zu befürchten sind. Besonderer Wert wird dabei auf die klinische Signifikanz solcher Ergebnisse gelegt.
Summary
Nearly all psychotropic drugs are metabolized by hepatic cytochrome P450-enzymes. In humans, there are 5 isoenzymes involved in this process. The activity of these enzymes can be modulated by a number of commonly used drugs, yielding potentially hazardous interactions. Most of the recently introduced selective serotonin reuptake inhibitors are potent inhibitors of cytochrome P450 enzymes. Thus, the plasma concentrations of tricyclic antidepressants or clozapine might be elevated into toxic levels. In contrast, carbamazepine induces most of the isoenzymes. This potentiates the elimination of tricyclics and antipsychotics and might cause a serious risk for the reccurence of depressive or psychotic symptoms. Moreover, 5–10% of the population are slow metabolizers of CYP2D6. This group is prone to increased adverse effects of moderately dosed medication.
This review systematically points out the reported or predicted pharmacokinetic drug interactions in psychopharmacology focussing on clinical significance.
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Normann, C., Hesslinger, B., Bauer, J. et al. Die Bedeutung des hepatischen Cytochrom-P450-Systems für die Psychopharmakologie. Nervenarzt 69, 944–955 (1998). https://doi.org/10.1007/s001150050368
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DOI: https://doi.org/10.1007/s001150050368