Elektronenmikroskopische Untersuchungen an der Tumor-Bindegewebsgrenze beim Mammacarcinom der Frau

Summary

An electron microscopic study was made of the Tumor-connectine tissue junction of 36 breast carcinomas, of 1 fibroadenoma, and of 1 proliferating mastopathy.

The basement membranes were seen in the fibroadenoma and the proliferating mastopathy but normally were lacking in the mammary gland carcinomas.

The malignant epithel cells adjoined the contiguous connective tissue by either smooth or irregular cell membranes. The irregularity of the cell membranes is interpreted as the submicroscopic equivalent of two different biological processes at the junction of tumor and connective tissue: 1) the phagocytosis of fibrin and red blood cells; 2) the reaction between antigen and antibody. The connective tissue surrounding the tumor showed increased activity of fibroblasts. Collagen fibres appeard newly formed. Muscle cells with increased metabolism were found. In two cases the peritumorous tissue showed an excessive abundance of lymphocytes suggesting a local immunological reaction of the organism against neoplastic tissue.

In one case mast cells were found increased in the connective tissue. A reaction of heparin against hyaluronidasis is discussed.

The prognosis of a malignant tumor is the sum of many complex, temporarily different biological factors.

Zusammenfassung

1. Die Epithel-Bindegewebsgrenze wurde bei 36 Mammacarcinomen, einem Fibroadenom der Mamma und einer proliferierenden Mastopathie systematisch elektronenmikroskopisch untersucht.

2. Während das Epithel bei Fibroadenom und Mastopathie überall durch eine geschlossene, elektronenmikroskopisch eindeutig darstellbare Basalmembran vom umgebenden Bindegewebe abgegrenzt wird, fehlt eine Basalmembran in der Regel beim Mammacarcinom.

3. Die Carcinomzellen liegen dem umgebenden Bindegewebe entweder mit glatter oder unregelmäßiger Zellmembran an. Die Zerklüftung der Zelloberfläche stellt sich als submikroskopisches Äquivalent von zwei verschiedenen biologischen Vorgängen an der Tumor-Stroma-Grenze dar: 1. einer Phagocytose von Fibrin und Erythrocyten und 2. einer Antigen-Antikörperreaktion.

4. Das peritumorale Bindegewebe zeigt ausnahmslos eine hochgradige Aktivitätssteigerung der Fibroblasten mit vermehrter Kollagensynthese. Außerdem treten aktivierte Muskelzellen auf. Elastische Elemente gehen zugrunde.

5. Bei einem Ductuscarcinom einer 38jährigen Frau war eine peritumorale Mastocytose nachweisbar; der wachstumshemmende Effekt des Heparins wird diskutiert.

6. Der (in 2 Fällen beobachtete) exzessive Lymphocytenreichtum des parablastomatösen Stromas spricht für eine lokale immunologische Tumorabwehrreaktion.

7. Dem nach Entdifferenzierung der Zelle und Basalmembranverlust des Parenchyms wirksam werdenden Wachstumsdruck des Tumorgewebes mit Phagocytoseleistung als Ausdruck der Aggressivität des Malignoms begegnet das Stroma mit Stoffwechselaktivierung, Phagocytose, Faserneubildung, Antihyaluronidase-Effekt und Antikörperbildung. Die Prognose eines Tumors ist das Ergebnis komplexer, temporär differenter biologischer Faktoren.