Zusammenfassung
Es wurden die motorischen Phänomene im Aufwachen nach dem E-Schock an 200 Patienten beobachtet und beschrieben. Diese Phänomene wurden den Kretschmerschen motorischen Schablonen zugeordnet. Es wurden 1. rein motorische Schablonen beschrieben, wie Schluckbewegungen, Wälzbewegungen, Schlafplatzsuchbewegungen, rhythmische Pendelbewegungen und delirante Unruhe, 2. motorische Schablonen, die mit vegetativen Reizerscheinungen und gesteigertem Affekt abliefen. Diese letzteren wurden als emotionale motorische Schablonen besonders hervorgehoben. Ihr Kennzeichen ist eine Korrelation zwischen psychodynamischen Faktoren und motorischer Entladung. Es kamen zur Beobachtung: Surrektion (Aufrichtungsschablone) gekoppelt mit Angst, Schreien gekoppelt mit Angst, Aggressionshandlungen, Weinen, Lutschen mit Ausdruck von Lustgefühl, autoerotische Streich-bewegungen, Kontrektationsintentionen, bei denen die motorischen Handlungen Ausdruck einer gestauten „aktionsspezifischen Energie“ (Lorenz) waren. Der E-Schock bewirkt somit nicht nur eine Umstimmung der vegetativen und psychischen Sphäre, sondern er ermöglicht gehemmten psychischen Tendenzen ein Abfließen über motorische Schablonen.
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Birkmayer, W., Frühmånn, E. & Strotzka, H. Motorische Schablonen im Erwachen nach dem Elektroschock. Archiv für Psychiatrie und Zeitschrift Neurologie 193, 513–525 (1955). https://doi.org/10.1007/BF00353552
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