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Die Therapie der Schizophrenie und der endogenen Depression zwischen 1930 und 1960

Vergleichend-statistische Untersuchungen an einer Universitätsnervenklinik und einem Nervenkrankenhaus

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Zusammenfassung

Aus einer Universitätsklinik und einem Nervenkrankenhaus mit entsprechendem Einzugsgebiet wurden je 450 Schizophrene und 450 bzw. 368 endogen Depressive hinsichtlich Verweildauer, Alter, Behandlungsart, Erst- und Wiederaufnahmen sowie Sofortergebnissen untersucht. Verglichen wurden zwischen den Jahren 1929–1931, 1949–1951 und 1959–1961, also vor der Einführung der sogenannten Schockverfahren, während der ausschließlichen Verwendung der Schockverfahren und nach Einführung der Pharmakotherapie.

Ergebnisse

  1. 1.

    Die Zahl der Gesamtaufnahmen ist erheblich angestiegen, wobei der Prozentsatz an Schizophrenen rückläufig war, während der Anteil der Depressiven etwas zugenommen hat.

  2. 2.

    Die durchschnittliche Verweildauer für Depressive hat in beiden Häusern erheblich abgenommen: in der Nervenklinik innerhalb der 3 Jahrzehnte um 3 Wochen, im Nervenkrankenhaus um fast 2 Jahre. Die Verweildauer der Schizophrenen im Nervenkrankenhaus verkürzte sich im gleichen Zeitraum um 3 1/2 Jahre.

  3. 3.

    Ebenso eindrucksvoll ist die Verbesserung der Sofortergebnisse, wobei der entscheidende Fortschritt bei der endogenen Depression schon in der zweiten Vergleichsperiode, d. h. mit der Einführung der sogenannten Schockverfahren erfolgte. Bei den Schizophrenen ist die Verbesserung von der ersten zur zweiten und von der zweiten zur dritten Vergleichsperiode etwa gleich groß. Besondere Beachtung verdient der Rückgang der von der Nervenklinik ungebessert in das Nervenkrankenhaus verlegten schizophrenen Patienten von 66,7% über 21,3% auf 9,3% in der dritten Vergleichsperiode. Dem entspricht, daß im Nervenkrankenhaus der Prozentsatz der ungebessert im Nervenkrankenhaus verbliebenen Schizophrenen von 54,7% über 18% auf 6% zurückgegangen ist.

  4. 4.

    Während die Verbesserung der Sofortergebnisse mit dem Prozentsatz der Erstaufnahmen nicht korreliert, ist in der dritten Vergleichsperiode das Ansteigen der Frühwiederaufnahmen — bei der endogenen Depression in den ersten 3 Monaten, bei der Schizophrenie zwischen 3 und 12 Monaten nach Entlassung — deutlich. Ob sich zugleich die Zahl der Spätwiederaufnahmen verändert, kann zur Zeit noch nicht gesagt werden.

  5. 5.

    Der Anteil der aktiv und intensiv behandelten Patienten hat von der zweiten zur dritten Vergleichsperiode zugenommen, während der Prozentsatz der mit Elektroschock behandelten Patienten um etwa die Hälfte zurückgegangen ist.

Die Ergebnisse werden mit methodisch ähnlichen Untersuchungen vor allem aus den USA und Norwegen verglichen. Es wird eingehend diskutiert, wieweit der Fortschritt in der klinischen Behandlung der endogenen Psychosen auf unspezifische Faktoren zurückzuführen ist. Die eigenen Untersuchungen sprechen dafür, daß die moderne somatische Psychosentherapie die „Liberalisierung“ des psychiatrischen Krankenhauses der Gegenwart in vieler Hinsicht erst ermöglicht hat. Der Tatsache, daß sich im Laufe der vergangenen 30 Jahre die Unterschiede zwischen Universitätsklinik und Nervenkrankenhaus sehr vermindert haben, wird besonderes Gewicht beigemessen.

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Herrn Prof.W. Scholz in Verehrung zum 75. Geburtstag gewidmet.

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Meyer, J.E., Simon, G. & Stille, D. Die Therapie der Schizophrenie und der endogenen Depression zwischen 1930 und 1960. Arch. F. Psychiatr. U. Z. Neur. 206, 165–179 (1964). https://doi.org/10.1007/BF00940745

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