Die klinische Untersuchung eines Unfallverletzten steht immer am Anfang der Diagnostik und muß einerseits umfassend und gründlich, andererseits rationell und häufig unter Zeitdruck erfolgen. Dies gilt vor allem für den Schwerverletzten, bei dem dringliche oder gar lebenswichtige Operationen keinen Zeitaufschub dulden. Bei diesen Verletzten kann bei Einlieferung unter Umständen nur eine grob orientierende Ganzkörperuntersuchung durchgeführt werden, die postoperativ noch einmal gründlich und ohne Zeitdruck wiederholt wird. Es gilt vor allem, ligamentäre Verletzungen der Gelenke und periphere “kleine” Unfallfolgen nicht zu übersehen. Werden Schädel-Hirn-, Thorax- und Abdominal-Trauma überlebt, sind es diese primär nicht erkannten Verletzungen, die dem Patienten Probleme bereiten. Die symptombezogene Untersuchung eines Unfallverletzten ist immer abhängig von der Kooperationsfähigkeit des Betroffenen. Die körperliche Untersuchung muß umso ausgedehnter sein, je unkooperativer der Patient ist. Die Untersuchung des klar orientierten Patienten nach einem Bagatelltrauma ist einfach, wird schwierig und erfordert viel Erfahrung beim komatösen, drogen- oder alkoholintoxikierten oder gar bewußtlosen schwerverletzten Patienten.
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Echtermeyer, V., Dietrich, A. Klinische Untersuchung Unfallverletzter. Unfallchirurg 102, 305–318 (1999). https://doi.org/10.1007/s001130050407
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DOI: https://doi.org/10.1007/s001130050407