Zusammenfassung
Die Heringsche Versuchsanordnung, Abklemmen und Freigabe der Carotiden löst bei verschiedenen Versuchstieren eine verschiedenartige Wirkung auf die Koronardurchblutung aus. Die Ausschaltung der Sinusnerven ruft normalerweise beim gewärmten Tier eine Mehrdurchblutung des Herzens hervor. Dieser Vorgang ist als die Resultante verschiedener Mechanismen, die auf das Koronarsystem konstriktorisch und dilatatorisch wirken, zu deuten. Es kommt durch Reizung der Depressoren zu einer Drosselung der Gefäßbahn. Diese Reflexwirkung wird unter normalen Bedingungen durch einen nutritiven dilatatorischen Reflex überdeckt. Verschiedene Deutungsmöglichkeiten der sich hierbei abspielenden nervösen Vorgänge werden besprochen.
Unsere Versuche machen es weiterhin wahrscheinlich, daß auch nach der Freigabe der Carotiden der durch Reizung der Sinusnerven auslösbare depressorische Reflex im Koronarsystem keine oder eine konstriktorische Wirkung besitzt, d. h. daß sich das Koronarsystem entgegengesetzt verhält wie die Gefäße der ruhenden Muskulatur.
Während der Auslösung dieser Reflexe scheint den großen Herznerven (Vagus und Sympathikus) die Aufgabe zuzukommen, die Einstellung der Koronardurchblutung auf die veränderten Gleichgewichte im Kreislauf zu nivellieren und sie in rationellster Weise den nutritiven Bedürfnissen anzupassen.
Auf die Bedeutung der Respiration für die Koronardurchströmung, insbesondere auf die Wahrscheinlichkeit einer Stromvermehrung durch Hyperpnoe, wird kurz hingewiesen.
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Hochrein, M., Keller, C.J. Untersuchungen am Koronarsystem. Archiv f. experiment. Pathol. u. Pharmakol 160, 205–219 (1931). https://doi.org/10.1007/BF01863751
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