Zusammenfassung
In der vorliegenden Arbeit wird über Versuche zur Frage der chemischhormonellen Stoffwechselbeeinflussung berichtet.
Nach Blockierung der Schilddrüsenfunktion durch Jod und Abklemmung der Aorta abdominalis für 30 min bei 14 Kaninchen wurden folgende Ergebnisse erzielt:
Von 14 Tieren zeigten nach der Operation
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a)
fünf tiere keinerlei Lähmungserscheinungen;
-
b)
sieben tiere schwerste Paraplegien der hinteren Extremitäten verbunden mit Störungen von Blasen- und Mastdarmfunktion;
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c)
zwei Tiere Paresen der hinteren Extremitäten ohne Störungen der Blasen-Mastdarmfunktion.
Die Lähmungen der Gruppen b) und c) waren nicht reversibel. Bei fünf Tieren, die bei sonst gleichem Vorgehen zur Schilddrüsenblockade Kaliumperchlorat erhielten, traten gleichfalls schwerste Paraplegien der hinteren Extremitäten mit Störungen der Blasen-Mastdarmfunktion ohne Rückbildungstendenz auf. Auf Grund dieser Untersuchungen konnten früher von anderer Seite erhobene Befunde, die als Ausdruck einer durch Jod verursachten Schilddrüsenblockade ein Ausbleiben von Lähmungen und damit eine Verlängerung der Wiederbelebungszeit des Rückenmarks gefunden hatten, nicht bestätigt werden. Die Ursache dieser unterschiedlichen Befunde wird diskutiert und darauf hingewiesen, daß nach Kenntnis der Schilddrüsenphysiologie eine Senkung des Stoffwechsels unter den Grundumsatz, die zu einer Verlängerung der Wiederbelebungszeit erforderlich wäre, auf chemisch-hormonellem Wege mit Sicherheit nicht erreicht werden kann.
Die Bedeutung der stoffwechselsenkenden Mittel erstreckt sich auf Zustände, die mit erhöhtem Stoffwechsel einhergehen, wie Thyreotoxikose, Schädel-Hirn-Traumen und Verbrennungen. Es wird vorgeschlagen, das Jod durch das ohne Nebenwirkungen reagierende Kaliumperchlorat zu ersetzen.
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Dau, W., Weber, H.G. Chemisch-hormonelle Stoffwechselbeeinflussung und Verlängerung der Wiederbelebungszeit. Arch. f. klin. Chir 302, 779–784 (1963). https://doi.org/10.1007/BF01440895
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01440895