Zusammenfassung
Die tatsächlichen Ergebnisse der vorstehenden Versuche möchte ich kurz folgendermaßen zusammenfassen:
Gut säurefeste Bacillen ohne Unterschied der Pathogenität bewirken in der Bauchhöhle des Meerschweinchens eine starke Leukocytose und werden lebhaft phagocytiert.
Solche „Säurefeste”, die ihre Säurefestigkeit bei der Züchtung auf künstlichen Nährboden eingebüßt haben, werden in der Bauchhöhle des Meerschweinchens im Verlauf einiger Stunden wieder säurefest. Bei subcutaner Einverleibung läuft der Vorgang langsamer ab.
Sie locken zunächst die weißen Blutkörperchen wenig an und werden erst nach dem Säurefestwerden phagocytiert.
Werden gleichzeitig gut und schlecht säurefeste Bacillen eingespritzt, so werden die gut säurefesten fast elektiv phagocytiert.
Das Säurefestwerden ist eine Funktion des lebenden Protoplasmas.
Literaturverzeichnis
Kolle, Schloßberger undPfannenstiel, Dtsch. med. Wochenschr. 1921, Nr. 6; Arb. Inst. exper. Therap. Frankfurt 1921, H. 12.
B. Lange, Dtsch. med. Wochenschr. 1920, Nr. 28, ebendaB. Lange, Dtsch. med. Wochenschr. 1921, Nr. 19; Veröffentl. d. Robert Koch-Stiff.,2, H. 3; Zeitschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh.93, H. 1. 1921.
Schloßberger, Beitr. z. Klin. d. Tuberkul.50, 14. 1922.
W. Pfannenstiel, Zeitschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh.95, H. 1, S. 87. 1922.
B. Lange undE. Lange, Dtsch. med. Wochenschr. 1922, Nr. 8, S. 248.
Schloßberger undPfannenstiel, Zeitschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh.95, H. 1, S. 77. 1922.
B. Heymann undW. Strauß, Dtsch. med. Wochenschr. 1922, Nr. 30.
Koike, Zeitschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh.94, H. 2/3. 1921.
Kraus undHofer, Dtsch. med. Wochenschr. 1912, Nr. 26.
S. Meyer, Tuberkulose-Bibliothek, Nr. 3, S. 29. 1921.
Die Färbung mit erhitztem Carbolfuchsin wurde etwa 5 Min. lang vorgenommen. Die kürzere oder längere Dauer dieser Färbung erwies sich als einflußlos.
Siehe hierzu die Abb. 1–4, für deren Ausführung ich Herrn Prof.B. Heymann zu ganz besonderem Danke verpflichtet bin.
An dieser Stelle möchte ich betonen, daß die von mir geschilderten Umwandlungen sicher an den ursprünglich eingespritzten Bacillen vor sich gehen. Eine Vermehrung der eingespritzten an sich schon langsam wachsenden Bacillen in der kurzen Zeit bis zum Säurefestwerden erscheint ausgeschlossen.
W. Pfannenstiel, Zeitschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh.95, 87. 1922.
Die Möglichkeit ist freilich nicht ganz von der Hand zu weisen, daß die durch Antiformin bzw. Natronlauge gelöste Substanz ursprünglich säurefest war und bei der Lösung gleichzeitig verändert (hydrolysiert) wurde. Jedoch zwingt nichts zu dieser Annahme.
Vielleicht sondern diese Bakterien sogar eine Leukocyten anlockende Substanz ab; denn ein Vergleich zweier Versuche, bei denen das eine Mal lebende (M. 46), das andere Mal bei 60° abgetötete gut säurefeste Timothee-„Koch”-Bacillen eingespritzt wurden (M. 53), zeigte, daß bei den lebenden Bacillen die Phagocytose deutlich früher und lebhafter einsetzte als bei den abgetöteten.
Vielleicht verkehrt sie sich sogar in ihr Gegenteil. Wenn nämlich die Leukocyten etwa nur durch die in Lösung gehenden Leibessubstanzen der wenig säurefesten Bacillen angelockt würden, so wäre es schwer zu verstehen, warum es bei den abgetöteten wenig säurefesten Timotheebacillen überhaupt nicht zu einer Phagocytose kam.
Author information
Authors and Affiliations
Additional information
Mit einer Tafel.
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Korff-Petersen, A. Über das Verhalten einiger sogenannter säurefester Bacillen im Körper des Meerschweinchens. Zeitschr. f. Hygiene. 98, 273–290 (1922). https://doi.org/10.1007/BF02183935
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/BF02183935