Zusammenfassung
Es werden einige Gesichtspunkte zum Verständnis der Viskosität von Lösungen makromolekularer Substanzen hervorgehoben, die, wie es uns scheint, bis heute ungenügend beachtet wurden.
Die bisherigen Theorien der Viskosität extrem verdünnter Lösungen haben entweder starre anisodiametrische Teilchen oder starre Molekülknäuel vorausgesetzt. Es scheint uns wahrscheinlicher, da\ die Knäuel im Strömungsgefälle dauernd deformiert werden und gleichzeitig wieder in ihre wahrscheinlichste Gestalt zurückzukehren bestrebt sind. Das Produkt des Schubmoduls, den man der bei der Knäueldeformation erzeugten Spannung zuordnen kann, und der Relaxationszeit dieser Deformation liefert einen Beitrag zur Viskosität, der — wie in der nächsten Abhandlung gezeigt wird — den Beobachtungen quantitativ gerecht wird.
Es wird weiter darauf hingewiesen, da\ unter den Wechselwirkungen zwischen den gelösten Molekülen, die dauernd wechselnden Assoziationsbindungen zwischen den Ketten eine wichtige Rolle spielen dürften. Diese Assoziationen finden an lokalen Verklebungsstellen (Haftpunkten) statt und stellen (im Kuhnschen Sinne) einen Zusammenhaltsmechanismus mit beschränkter Lebensdauer dar, der erheblich zur Viskosität beitragen kann (vgl. auch die dritte Arbeit dieser Serie). Diesen Betrachtungen kommt auch für das Verständnis der Gelbildung und Gelstruktur Bedeutung zu. Es wird gezeigt, da\ mehrere, bis jetzt wenig beachtete Erscheinungen, in dieser Weise gedeutet werden können.
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Mitteilung Nr. 3–5 aus dem Institut für Zelluloseforschung Glanzstoff-AKU-HKI.
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Hermans, P.H., Hermans, J.J. & Vermaas, D. Beiträge zur Theorie der Viskosität der Lösungen makromolekularer Substanzen. Kolloid-Zeitschrift 105, 199–204 (1943). https://doi.org/10.1007/BF01522087
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01522087