Zusammenfassung
Durch Behandlung alkoholfixierter Blutausstriche mit Zitronensäure-Phosphatpuffer (pH 3.4) bei 37° gelingt es, den Blutfarbstoff aus Erwachsenen-erythrozyten völlig zu extrahieren, während er unter den gleichen Bedingungen aus der Hauptmenge der Erythrozyten Neugeborener nicht herausgelöst wird. Im Modellversuch mit Hb-getränkten Filtrierpapierstreifen wird belegt, daß die differente Extrahierbarkeit von den Hämoglobinen Hb A und Hb F selbst abhängt.
Bei Neugeborenen und jungen Säuglingen lassen sich neben nicht extrahierbaren Erythrozyten auch Zellen nachweisen, aus denen der Blutfarbstoff nur teilweise gelöst wird. Es wird geschlossen, daß bei diesen Kindern neben nur Hb F- und nur Hb A-enthaltenden Erythrozyten auch solche vorhanden sein müssen, die beide Hämoglobine in wechselnder Mischung enthalten.
In Knochenmarksausstrichen älterer Feten liegen wie in Leberausstrichen Erythroblasten vor, die nach dem Ergebnis der Extraktion Hb F enthalten. Eine Spezialisierung der verschiedenen Blutbildungsstätten für die verschiedenen Hämoglobine ist abzulehnen.
Der Übergang vom nur Hb F-tragenden Fetus zum nur Hb A-tragenden älteren Kind in den ersten Lebensmonaten ist nicht mit einem klaren Generationswechsel von fetalen und postfetalen Erythrozyten verknüpft. Der Übergang ist vielmehr fließend und führt über Zellen, die weder das eine noch das andere sind.
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Betke, K., Kleihauer, E. Fetaler und bleibender Blutfarbstoff in Erythrozyten und Erythroblasten von menschlichen Feten und Neugeborenen. Blut 4, 241–249 (1958). https://doi.org/10.1007/BF01630321
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