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Über das Thermopräferendum der Larven einiger Fliegenarten

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Zeitschrift für vergleichende Physiologie Aims and scope Submit manuscript

Zusammenfassung

  1. 1.

    Zur Bestimmung des Thermopräferendums (der Vorzugstemperatur) von Fliegenlarven wurde eine abgeänderte Temperaturorgel konstruiert, worin sich die Larven in einem Medium (Mist) frei bewegen können, und in welcher ein Temperaturgefälle von etwa 9–50° erzielt wurde. Dabei wurde gleichzeitig dafür gesorgt, daß der Wassergehalt im ganzen Bereich des Versuchskastens im Laufe des Versuches nicht wesentlich geändert wurde.

  2. 2.

    Larven von Musca domestica zeigten in diesem Apparat ein deutliches Thermopräferendum, das aber mit dem Alter der Larven in gesetzmäßiger Weise variiert. In der Hauptsache haben die jungen Larven (im Freßstadium) ein hoch gelegenes Thermopräferendum (zwischen 30 und 37°), die verpuppungsreifen Larven dagegen ein tief gelegenes (unter 15°). Wenn die Versuchstiere einer bei etwa 25° gehaltenen Zucht entstammen, bei welcher Temperatur die Larvenperiode 6 Tage dauert, ist jeder Lebenstag (Larventag) durch eine sehr charakteristische Verteilungskurve gekennzeichnet, so daß man auch umgekehrt von dem Aussehen einer solchen Kurve auf das Alter der verwendeten Larven (auch im Einzelversuch) Rückschlüsse ziehen kann (vgl. Abb. 4–15).

  3. 3.

    Durch sogenannte „biologische Kontrollversuche“ (S. 362) konnten wir zeigen, daß außer Temperaturdifferenzen auch eine während des Versuches eintretende dauernde Änderung einer gewissen Zone des Mistes für die Konzentrierung der Larven mitverantwortlich ist. Diese Änderung, die ohne Zweifel chemischer Art ist, macht sich jedoch nur bei Larven am 2. Lebenstage deutlich bemerkbar. Wir müssen demnach schließen, daß die Musca-Larven außer Thermotaxis auch Chemotaxis zeigen, und daß sie neben einem stark ausgeprägten Thermopräferendum ein schwächeres Chemopräferendum aufweisen.

  4. 4.

    Die Lage des Thermopräferendums bei den Larven von Musca domestica entspricht durchaus den Temperaturen, die in dem natürlichen Habitat dieser Larven, d. h. in der larvenhaltigen Zone eines gärenden Misthaufens, herrschen (Abb. 1). Auch die Umstimmung der verpuppungsreifen Larven stimmt mit dem Benehmen der freien Larven im Dunghaufen sehr schön überein. Wir schließen daraus, daß die lokale Verteilung und die Bewegungen der Larven unter natürlichen Bedingungen ebenfalls vorwiegend von ihrem Thermopräferendum und in geringerem Grade von Chemotaxis (und Chemopräferendum) bestimmt werden. Daneben mögen auch negative Phototaxis, Hygrotaxis und Thigmotaxis eine gewisse Rolle spielen.

  5. 5.

    Zum Vergleich wurden Larven dreier Arten von Stomoxydinen herangezogen. Bei den Larven von Stomoxys calcitrans, die gewöhnlich in misthaltiger Streu von Kälberboxen bei Temperaturen von 20–30° leben, liegt das Thermopräferendum innerhalb einer Zone von 23–30° (wahrscheinlich zwischen 23 und 26°). Bei Larven von Haematobia stimulans, die in Kuhfladen leben, aber nur im Frühling und Herbst auftreten, liegt das Thermopräferendum recht tief, nämlich zwischen 15 und 26° (wahrscheinlich 19 und 23°). Larven von Lyperosia irritans, die sich ebenfalls in Kuhfladen entwickeln, aber nur im Hochsommer vorkommen, haben ein entschieden höheres Thermopräferendum, nämlich zwischen 27 und 33°. Nur bei dieser Art gibt es Anzeichen dafür, daß die verpuppungsreifen Larven ein tieferes Thermopräferendum besitzen, doch konnte dies wegen der Spärlichkeit des Materiales vorläufig nicht bewiesen werden.

Bei allen drei Arten von Stomoxydinen sehen wir also, ähnlich wie bei Stubenfliegenlarven, eine schöne Übereinstimmung zwischen der Lage des Thermopräferendums im Versuch und den vorherrschenden Temperaturen in der natürlichen Umwelt der Larven.

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Thomsen, E., Thomsen, M. Über das Thermopräferendum der Larven einiger Fliegenarten. Z. f. vergl. Physiologie. 24, 343–380 (1937). https://doi.org/10.1007/BF00340796

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