Die Pathologie der akuten tödlichen Ditonalvergiftung beim Kinde. Zugleich ein Beitrag zur Frage der akuten Pyramidonvergiftung und zur Entstehung kreislaufbedingter Schäden am Gehirn

Zusammenfassung

• 1. Es wird über eine tödliche Ditonalvergiftung bei einem 14 Monate alten Knaben berichtet, wobei toxikologische, klinische und allgemeinpathologische Gesichtspunkte erörtert werden. Der in vieler Beziehung ähnlich gelagerte Fall vonBessau, Heubner undMüller-Hess wird eingehend gewürdigt.

  Besondere Berücksichtigung findet die Pyramidonvergiftung, da das Pyramiden als die für die toxische Wirkung im wesentlichen verantwortliche Komponente des Ditonals angesehen wird.

• 2. Es wird besonders die Frage der Dosierung im Kleinkindesalter diskutiert und die Auffassung vertreten, daß Pyramidonmengen von etwa 1 g bereits im Bereiche der toxischen, unter Umständen auch der letalen Dosis gelegen sind.

• 3. Auf Grund des morphologischen Befundes werden die Angriffspunkte des Giftes im Organismus und Fragen der Pathogenese erörtert. Dabei wird die Auffassung von einer primär-toxischen Einwirkung auf das Gefäßsystem des zentralen Nervensystems mit örtlichen und allgemeinen Kreislaufstörungen, schweren Capillarschäden und Permeabilitätsänderungen zu begründen versucht.

• 4. Im Rahmen der Erörterung über die morphologische Auswirkung von Kreislaufstörungen im allgemeinen und hypoxämischen Schädigungen am Zentralnervensystem im besonderen, findet die Frage der Entstehungszeit dieser Läsionen und des unter Umständen offenbar sehr kurzen Ablaufes vitaler Reaktionen am kindlichen Hirn besondere Würdigung. Dabei wird hervorgehoben, daß es im kindlichen Hirn bereits nach 8stündigen Krämpfen zur Entwicklung irreversibler ischämischer Hirnschäden kommen könne.