Zusammenfassung
Die Entwicklung der Wärmeregulation wurde mit thermoelektrischen Messungen bei Früh- und Neugeborenen unter den gegenwärtig üblichen Pflegebedingungen untersucht. 14 Frühgeborene mit Geburtsgewichten von 1120–2070 g waren gegenüber 14 Neugeborenen thermolabil und z. T. poikilotherm. Im Gegensatz dazu waren Neugeborene nach einem kurzdauernden, initialen Temperaturabfall fähig, gleichmäßige Kerntemperaturen trotz beträchtlicher exogen bedingter Wärmeverluste zu halten.
Aus den Normalverteilungen der Kern (Rectal)temperaturen bei Frühund Neugeborenen und aus ihrem nahezu gleichsinnigen Verlauf wird vermutet, daß Frühgeborene ihre Kerntemperaturen nach dem gleichen oder zumindest sehr ähnlichen Prinzip regulieren wie Neugeborene, wenn ihnen höhere Umgebungstemperaturen geboten werden. Danach wäre nicht so sehr die zentrale als vielmehr die periphere Komponente des Wärmeregulationssystems bei Fg als unzureichend zu bezeichnen.
Bei der Wärmezufuhr mit Wärmflaschen kam es bei einem Teil der Frühgeborenen zur Überwärmung, wodurch Störungen des Stoffwechsels und der aktiven Wärmeregulation auftreten können; eine exogene oder medikamentöse Unterkühlung frühgeborener Kinder kann ebenfalls zu einer Schädigung führen. Deshalb wird für die Warmhaltung Frühgeborener vorgeschlagen, die unreifen Kinder langsam zu erwärmen und bis zur Ausreifung der aktiven Wärmeregulation auf Rectaltemperaturen zwischen 36,5 und 37,0°C zu halten unter entsprechender Senkung der Bett- und Raumtemperaturen.
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Gleiss, J., Weber, HG. Beiträge zum Frühgeborenenproblem der Gegenwart. Z. Kinder-Heilk. 76, 138–147 (1955). https://doi.org/10.1007/BF00438858
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