Zusammenfassung
Die Entwicklung des kaudalen neurosekretorischen Systems des viviparen Cyprinodontiden Lebistes reticulatus Peters wurde untersucht.
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1.
Zur Zeit der Geburt tritt als erstes Anzeichen einer Neurophysenbildung ein Blutkapillarnetz im Raum zwischen Rückenmark und Chorda dorsalis in Höhe des letzten Wirbels auf. Bald darauf bildet sich eine zellfreie nervöse Zone im ventralen Anteil des Rückenmarkes aus.
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2.
Etwa um den 5. Tag nach der Geburt beginnt das Gefäßnetz in diese zellfreie Zone und deren Anschwellung einzudringen.
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3.
Am 14. Tag nach der Geburt wird zum ersten Mal eine perivaskuläre Anreicherung von Neurosekret in der Neurophyse sichtbar. Die endgültige Form der Neurophysis spinalis caudalis ist am 20. Tag nach der Geburt erreicht.
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4.
Zwei Reihen heller Ependymzellen mit chromatinarmen Kernen, die median in der Ventralpartie des Rückenmaks liegen, spielen wahrscheinlich als Stammzellen der neurosekretorischen Zellen in der Entwicklung des kaudalen neurosekretorischen Systems eine bedeutende Rolle.
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5.
Unmittelbar nach der Geburt ist in der Neurohypophysis cerebri bereits reichlich Neurosekret nachweisbar. Die Differenzierung der Neurophyse setzt also später als die des Hinterlappens der Hypophyse ein.
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Sano, Y., Kawamoto, M. Entwicklungsgeschichtliche Beobachtungen an der Neurophysis spinalis caudalis von Lebistes reticulatus peters. Zeitschrift für Zellforschung 51, 56–64 (1959). https://doi.org/10.1007/BF00345078
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