Zusammenfassung
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1.
Es wurde experimentell die Strukturbildung beim Ausfrieren von Kolloiden (Gelatine, Agar, Pektin, Lezithin) untersucht und schematisch zusammengefaßt (Tabelle I).
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2.
Die Erscheinungen beim Ausfrieren von Gemischen obengenannter Kolloide lassen sich ebenfalls nach diesem Schema als Additionswirkungen zusammenfassen (Tabelle VI).
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3.
In Erweiterung des von Frey-Wyssling vorgeschlagenen Ausdrucks „Haftpunkte“, der relativ starr wirkt, schlagen wir den Ausdruck „Attraktionsbereiche“ vor, in welchem die kolloide Strukturbildung nicht nur von kolloidchemischer, sondern auch von biologischer Seite als labil und variabel gekennzeichnet wird.
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4.
Die Annahme besonderer Vitaide als plasmatische Strukturelemente seitens Lepeschkin wird als erkenntnismäßig noch nicht erforderliche Hypothese charakterisiert.
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5.
Es lassen sich vielmehr die Vorstellungen Bungenberg de Jong's über Koazervationen auch bei den Erscheinungsbildern des Ausfrierens gemischter Gele weitgehend wiederfinden. Es zeigen sich dabei noch Eigentümlichkeiten des Protoplasmas, die auch gemischte Gele zeigen, so daß diese als vereinfachte Modelle derselben in Hinsicht auf den Gefriervorgang betrachtet werden können.
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6.
Die Einwirkung verschiedener organischer und anorganischer Stoffe, die sich für die Frostresistenz, die Abhärtung und die Todesursache nach Literaturangaben als wichtig erweisen, wurde daher experimentell an Hand der Kolloidmodelle geprüft.
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Mit dankenswerter Untersttitzung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
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Ullrich, H., van Veen, P. Weitere Untersuchungen über das Ausfrieren von Kolloiden und Kolloidgemischen. Kolloid-Zeitschrift 100, 388–400 (1942). https://doi.org/10.1007/BF01519715
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