Zusammenfassung
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1.
Es werden für eine größere Anzahl binärer Flüssigkeitsgemische vollständige Adsorptionsisothermen (Isothermen der „scheinbaren„ Adsorption) an Kohle mittels interferometrischer Analyse aufgenommen.
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2.
Es werden im Prinzip zwei Kurventypen erhalten: Bei Typ I geht die Kurve der scheinbaren Adsorption in bezug auf die Komponente A durch ein Maximum, um dann meist asymptotisch zur Abszisse gegen B abzufallen; er wird erhalten, wenn die eine Komponente sehr viel stärker adsorbierbar ist als die andere. Typ II (S-Kurve) geht durch ein Maximum, schneidet dann die Konzentrationsachse und geht dann durch ein Minimum, um schließlich zu Null zu gehen („negative“ Adsorption in bezug auf A). Er wird erhalten, wenn beide Komponenten in größenordnungsmäßig ähnlichem Betrag adsorbierbar sind. Typ I wird bei Gemischen erhalten, die sich in der Benetzungsaffinitat (Benetzungsspannung, evtl. auch Benetzungswärme) stark unterscheiden. Typ II erhält man bei Gemischen deren Benetzungsaffinitäten näher beieinander liegen; je weniger diese sich unterscheiden, desto näher liegt — von einigen Ausnahmen abgesehen — der Schnittpunkt der S-Kurve mit der Konzentrationsachse beim äquimolaren Gemisch.
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3.
Die allgemeine Kurvengestalt wird an Hand der Oberflächenspannungskurven der Gemische diskutiert. Kurventyp II ist zu erwarten, wenn die (noch nicht bekannten) Kurven der Benetzungsspannung der Gemische ein Maximum durchlaufen.
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4.
In den Systemen der homologen Alkohole mit Tetrachlorkohlenstoff wird eine Umkehr der Traube'schen Regel gefunden.
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5.
In Gemischen einer aromatischen mit einer aliphatischen Verbindung wird die erstere an Kohle stets stärker adsorbiert; der Befund wird diskutiert.
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6.
Frühere und inzwischen (besonders für Gemische mit zwei polaren Komponenten) ergänzte Befunde über die Adsorption eines dritten gelösten Stoffes (in kleiner Konzentration) aus Flüssigkeitsgemischen und deren Zusammenhang mit den dielektrischen Eigenschaften dieser Gemische werden an Hand der vorliegenden vollständigen Adsorptionskurven diskutiert.
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Vorgetragen auf der 10. Hauptversammlung der Kolloid-Gesellschaft in Mainz am 30. September 1932 von E. Heymann.
Besonderen Dank schulden wir der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft dafür, daß sie unsere Untersuchungen durch die Bereitstellung eines Flüssigkeitsinterferometers unterstützte.
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Heymann, E., Boye, E. Vollständige Adsorptionsisothermen binärer Flüssigkeitsgemische (Adsorption in Lösungen und physikalische Eigenschaften des Lösungsmittels, II). Kolloid-Zeitschrift 63, 154–165 (1933). https://doi.org/10.1007/BF01433123
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DOI: https://doi.org/10.1007/BF01433123