ISSN:
0025-116X
Keywords:
Chemistry
;
Polymer and Materials Science
Source:
Wiley InterScience Backfile Collection 1832-2000
Topics:
Chemistry and Pharmacology
,
Physics
Notes:
1Nicht nur niedermolekulare, auch hochmolekulare Verbindungen mit benachbarten, cis-ständigen Hydroxylgruppen bilden Komplexe mit Borsäure oder Boraten; unter geeigneten Bedingungen entstchen Koordinationsverbindungen aus einem Molekül Borsäure und zwei Diolgruppen. Diese Didiol-Borsäure-Komplexe können als Haftpunkte zwischen Makromolekülen wirken und dadurch zur Ausbildung dreidimensionaler Gelnetze führen. Neben Größe und Form der Makromoleküle ist die Anzahl und Verteilung der cis-Glykolgruppen für die Geliertendenz maßgebend.2Bei Boraxzusatz gelieren die wäßrigen Lösungen vieler Polysaccharide: z. B. Mannane aus Orchis morio und Hefe; Galaktomannane aus Ceratonia siliqua, Gleditschia triacantus, Medicago sativa und Trigonella foenum graecum; Alginate; Monoglyzerinester der Pektinsäure; kompliziert aufgebaute Hemicellulosen, die meist Rhamnose, Mannose oder Galaktose enthalten, wie die Schleimstoffe der Samen von Tamarindus indica und Linum usitatissimum, Gummi arabicum und Kirschgummi. - Von den meisten mit Borax reagierenden Polysacchariden ist bekannt, daß sie 1,2-cis-Diolgruppen besitzen. Es ist anzunehmen, daß noch viele andere biologisch wichtige Polysaccharide (Mucine etc.) in analoger Weise reagieren können.3Die Didiol-Borsäurekomplexe und damit auch die Haftpunkte zwischen den Makromolekülen sind nicht fixiert, sondern befinden sich in einem dynamischen Gleichgewicht; sie dissoziieren ständig und werden - ev. an anderer Stelle, besonders bei Deformation - neu aufgebaut. Die Wanderungsfähigkeit der Vernetßungsstellen erklärt die mechanischen Eigenschaften dieser Systeme: starkes Fadenziehen und Wiederzusammenwachsen eines in kleine Stücke aufgeteilten Gels.4Die Polysaccharid-Borax-Gele werden durch Säurezusatz rasch verflüssigt; sie bilden sich nur bei schwach alkalischer Reaktion. Borsäure bewirkt bei den untersuchten Polysacchariden in wäßriger Lösung keine Gelierung, sie zeigt auch keine Säureverstärkung.5Durch niedermolekulare Polyoxy-Verbindungen (wie Fruktose, Mannit, Glyzerin, Glykol, Glyoxalhydrat, nicht aber durch Rohrzucker), die bekanntlich Borsäurekomplexe bilden, werden die Polysaccharid-Borax-Gele verflüssigt. - Auch Dialyse und Oxydation mit Perjodat (Spaltung der für die Komplexbildung wichtigen Glykolgruppe) führen zur Gelzerstörung.6In nicht-wäßrigem Milieu (Formamid) ist bei den oben aufgezählten Polysacchariden nicht nur mit Borax, sondern auch mit Bor- und Arsensäure und mit Antimonund Wismuthydroxyd die Bildung von Koordinationsverbindungen (Gelierung) zu beobachten.7Tannin, das o-ständige Oxygruppen enthält, geliert nicht nur, wie bekannt, mit Arsensäure, sondern in konzentrierten wäßrigen Lösungen auch mit Borax.8Polyvinylalkohol, der 1,3- und auch 1,2-Diolgruppen enthält, bildet in Gegenwart von Wasser mit Borsäure Monodiol-Komplexe und mit Borax Didiol-Komplexe.
Additional Material:
1 Ill.
Type of Medium:
Electronic Resource
URL:
http://dx.doi.org/10.1002/macp.1949.020030102
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