ISSN:
1420-911X
Source:
Springer Online Journal Archives 1860-2000
Topics:
Medicine
Notes:
Zusammenfassung Die in den sechs Rheinischen Landeskrankenhäusern Bedburg-Hau, Bonn, Düren, Düsseldorf, Langenfeld und Süchtein von 1962 bis 1968, also in einem Zeitraum von sieben Jahren, beobachteten Suicide ergeben bei 164 000 stationär behandelten Fällen eine Selbstmordziffer, die mit 57,4 über dreimal so hoch ist als bei der Durchschnittspopulation der Bundesrepublik. Unter den Suicidanten befanden sich allein 51 Schizophrene, die bis weit in den chronischen Verlauf hinein gefährdet erschienen. So waren 21 Schizophrene schon über zwei Jahre hospitalisiert. Mehr als die Hälfte aller Suicide ereigneten sich bei Patienten, die nicht auf Wachstationen untergebracht waren. Die Selbsttötung wurde dementsprechend auch bei diesen Fällen als überraschend und nicht vorhersehbar registriert. Dessen ungeachtet fanden sich bei diesen Kranken alle ungünstigen peristatischen Faktoren, die gemeinhin das Suicidrisiko erhöhen. Das psychiatrische Krankenhaus als Institution kann zur Reduzierung der Selbstmorde entscheidend beitragen, nicht durch möglichst lückenlose, technisch perfektionierte Überwachung, sondern durch weitere Humanisierung und Liberalisierung, durch Förderung der Öffnung nach innen und außen, durch eine dynamische Strukturierung der Stationen mit einer Gruppenkultur des Füreinander, des Trainierens sozialer Interaktion, der Toleranz und des Ausagierens und Duldens von Ansprüchen sowie durch Überwindung sozialer Isolierung, Vereinsamung und Resignation und durch Schaffung von Möglichkeiten gestuffer Arbeitsbelastung und planvoller und sinnerfüllter Lebensgestaltung.
Type of Medium:
Electronic Resource
URL:
http://dx.doi.org/10.1007/BF02038267
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