ISSN:
1433-0393
Source:
Springer Online Journal Archives 1860-2000
Topics:
Medicine
Description / Table of Contents:
Zusammenfassung Die Second-look-Operation (SLO) wurde vor mehr als 40 Jahren von Wangensteen als diagnostische und therapeutische Intervention bei gastrointestinalen Tumoren in die klinische Behandlung eingeführt [1, 2]. In den nachfolgenden Jahren gewannen diese Eingriffe an Popularität und in den 70 er und frühen 80 er Jahren wurde die SLO in vielen Kliniken in das Behandlungskonzept bei fortgeschrittenen Ovarialkarzinomen integriert. In ersten Publikationen zu diesem Thema wurden chirurgische Zweiteingriffe mit unterschiedlichen Indikationen unter dem Begriff der SLO zusammengefaßt, wie z. B. die Nachoperation bei inkompletter Primäroperation, Intervalloperationen nach initialer Chemo- oder Radiotherapie, das sekundäre Debulking bei persistierendem oder rezidivierendem Tumor oder auch Operationen aus palliativer Indikation. Konzeptionelle Überlegungen zum Einsatz der SLO beim Ovarialkarzinom werden erstmals in den Arbeiten aus dem MD-Anderson-Hospital Ende der 60 er Jahre erkennbar. Rutledge und Burns und später Smith machten den Vorschlag, die SLO im Sinne eine chirurgische Reexploration nur bei Patientinnen mit primär fortgeschrittenem Ovarialkarzinom und in der Regel gutem klinischen Ansprechen auf eine vorangehende Chemotherapie durchzuführen [3, 4]. Als Hauptziel der Second-look-Operation wurde definiert, den Remissionsstatus zu erfassen und die Notwendigkeit einer weiterführenden Therapie zu überprüfen. Wichtige Beobachtungen wie die im Vergleich zur externen Radiotherapie bessere Wirksamkeit einer Chemotherapie oder der Zusammenhang zwischen Tumorgröße bei der SLO und Überlebenszeit wurden auf der Basis dieser Untersuchungen formuliert. Die SLO entwickelte sich zur sensitivsten Methode für die Erkennung und Klassifizierung des Krankheits- bzw. Tumorstatus nach Abschluß der Primärbehandlung. An dieser Feststellung hat sich bis heute nichts geändert. Dennoch haben in den vergangenen 10 Jahren kritische Onkologen häufig ohne eigene chirurgische Erfahrung den Wert der SLO zunehmend in Frage gestellt [5]. Gegen die SLO wird vorgetragen, daß Patientinnen von dieser Operation weder unmittelbar noch mittelbar profitieren und keinen meßbaren Überlebensvorteil haben. In dieser Argumentation sind 2 Aspekte miteinander verknüpft nämlich der Stellenwert der SLO einerseits und die Wirksamkeit von Zweittherapien andererseits. Unbestritten ist, daß sich die Hoffnungen auf die Etablierung wirksamer Zweittherapien für Patientinnen mit und ohne persistierenden Tumor nach Abschluß einer platin enthaltenden Standardbehandlung bisher nicht erfüllt haben [6–8]. Bezüglich der SLO ist festzustellen, daß es die gynäkologischen Onkologen in den letzten Jahren offensichtlich versäumt haben, die Zielsetzung und die Kriterien für Einsatz der SLO beim Ovarialkarzinom neu und präziser zu formulieren und diese dann in klinischen Studien zu überprüfen. Verbindliche Empfehlungen, z. B. zur Methodik und zur Radikalität des chirurgisch-diagnostischen Vorgehens im Rahmen der SLO oder zur Frage des optimalen Zeitpunkts, an dem die SLO stattfinden soll, konnten nicht erarbeitet werden. Als Konsequenz aus dieser Unsicherheit fehlen bis heute prospektiv randomisierte Studien, die sich mit speziellen Fragen der SLO und deren Stellung im diagnostisch therapeutischen Management beschäftigen. Die vorliegenden retrospektiven Untersuchungen oder klinischen Beobachtungsstudien mit z. T. zahlreichen unkontrollierten Variablen machen es äußerst schwer, mögliche Vorteile und Indikationen für eine SLO zu erfassen und wissenschaftlich abgesichert zu begründen.
Notes:
Zum Thema Unter dem Begriff Second-look-Operation (SLO), der in den frühen 80 er Jahren in das Therapiekonzept des fortgeschrittenen Ovarialkarzinoms eingeführt wurde, waren zunächst eine Vielzahl von Indikationen subsumiert. Heute ist die SLO exakt definiert und sollte von den Zweitoperationen aus anderen Indikationen genau abgegrenzt werden. Sie gilt als sensitivste Methode für die Klassifizierung des Tumorstatus nach Abschluß der Primärbehandlung. Dennoch ist sie nicht unumstritten. Kritiker bemängeln, daß die SLO keinen mittelbaren oder unmittelbaren Benefit für die Patientinnen bringt, insbesondere keine meßbare Verlängerung der Überlebenszeiten. Die Berechtigung einer SLO resultiert auch aus einer deutlichen Limitierung aller nichtinvasiven Untersuchungsmethoden bei der Sicherung einer präzisen Diagnose nach Abschluß der Primärtherapie. Weder die modernen bildgebenden noch serologische Verfahren können die SLO bei der exakten Erfassung des Tumorstatus ersetzen. Bei der Indikationsstellung zur SLO müssen die Prognosefaktoren und die Art und Dauer der bisherigen Chemotherapie berücksichtigt werden. Operatives Vorgehen und Technik der PE-Entnahmen werden ausführlich besprochen. Das Mortalitätsrisiko ist mit 1/1000 sehr gering. Als Komplikationsmöglichkeiten werden Ileus, Wund-, Harnwegs- und pulmonale Infektionen angegeben. Je nach SLO-Status gibt der Autor Empfehlungen zum weiteren Vorgehen.
Type of Medium:
Electronic Resource
URL:
http://dx.doi.org/10.1007/s001290050099
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