ISSN:
1612-4766
Source:
Springer Online Journal Archives 1860-2000
Topics:
Biology
,
Agriculture, Forestry, Horticulture, Fishery, Domestic Science, Nutrition
Notes:
Zusammenfassung 1. Wandernde Rattenscharen werden sehr selten beobachtet, weil solche Wanderungen wohl vorwiegend in der Nacht erfolgen; die Wanderratte lebt vornehmlich im „Tastraum” (J. Baron Uexküll). Obwohl Schleswig-Holstein sicher sehr reich an Ratten war und ist, besonders in den Marschen, sind auch hier Nachrichten über beobachtete Massenwanderungen von Wanderratten äußerst spärlich. 2. Bei „Einzelwanderungen” der Wanderratte kommt passive Verschleppung auf dem Lande und zu Wasser, besonders mit Fahrzeugen der Binnen- und Küstenschiffahrt, häufig vor. 3. Unter den aktiven Einzelwanderungen ist zu unterscheiden zwischen den kürzeren, ungerichteten „ Expansions-Wanderungen” („Suchbewegungen” bei R. Hesse) und solchen, die durch ein anlockendes oder abschreckendes Objekt in ihrer Richtung bestimmt werden. 4. Die auf Anlockungsreize hin erfolgenden Wanderungen können unter Beibehaltung oder unter Aufgabe des bisherigen Wobnorts erfolgen. Sie werden anscheinend anschließend an die genannten „Suchbewegungen” ausgeführt, d. h. nicht unmittelbar aus dem eigenen Wohngebiet heraus. 5. Bei Abwanderungen werden als abschreckende Reize solche des Geruchs, des Gesichts, des Gehörs und des Gefühls wirksam, oft vermutlich indirekt, als Reize, die „Feind” anzeigen. 6. Die in der alteren Literatur enthaltenen Berichte über Massenwanderungen der Wanderratte lassen ausnahmslos die sie auslösenden Faktoren nicht erkennen. Auch über die Begleitumstände ist meist wenig bekannt. Von 5 neueren Fällen ist in 2 der Anlaß ebenfalls nicht mehr festzustellen, in zwei weiteren ließ sich die Bekämpfung durch Giftauslegen am Wohnort, in einein die Vernichtung ihres Wohnraumes durch Brand als wahrscheinliche Ursache für die Massenabwanderung nachweisen. 7. Um den Kampf gegen die Wanderratte erfolgreich führen zu können, ist es notwendig, genauer, als es nach den bisherigen spärlichen Beobachtungen möglich ist, über die Wanderbewegung einzelner Ratten und ganzer Ratten-Populationen unterrichtet zu sein. Das aber erscheint nur mit Hilfe des Experiments möglich. Es wird vorgeschlagen, analog der Vogelberingung zum Zweck der Klärung des Vogelzuges gekennzeichnete Ratten auszusetzen, um unter Mitwirkung von Presse und Bevölkerung ihren Verbleib zu verfolgen.
Type of Medium:
Electronic Resource
URL:
http://dx.doi.org/10.1007/BF02005771
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