ISSN:
1432-1351
Quelle:
Springer Online Journal Archives 1860-2000
Thema:
Biologie
,
Medizin
Notizen:
Zusammenfassung 1. Bei der Grundorientierung der Insekten lassen sieh bis jetzt vier verschiedene Gruppen von Schaltvorgängen scharf gegeneinander abgrenzen: Beim An- und Abschalten wechselt das Insekt zwischen dem orientierten und dem nicht orientierten Zustand. Bei den Taxiswechseln wird zwischen Grundrichtungen gewechselt. Dieser Wechsel geschieht entweder durch Vorzeichenumkehr der Drehreaktion (Reversion) oder durch Ersatz eines Richtmechanismus durch einen anderen (Substitution). Beim Umproportionieren wird zwischen positiver und negativer Lichtstärkenabhängigkeit der Reaktionsstärke gewechselt. Beim Übertragungswechsel steuert ein Richtmechanismus nacheinander verschiedene Koordinationsmechanismen. 2. Für Cloeon-Larven gilt bei der optischen Richtungsorientierung im dreidimensionalen Raum das Prinzip des kleinsten Drehweges: Um die Körperachse, die in der Reizrichtung liegen soll, gibt es keine Drehreaktionen; um die beiden anderen Achsen rotiert sich die Larve bei Fehlorientierung um den jeweils kleineren Winkel. 3. Bis jetzt kennt man vier Grundrichtungen der Orientierung zu Lichtquellen: Auf das Licht zu (positive Phototaxis), vom Licht weg (negative Phototaxis) und mit dem Rücken oder Bauch quer zum Licht (transversale Phototaxis). 4. Vier Grundrichtungen relativ zur Schwingungsrichtung linear polarisierten Lichtes sind bei den Insekten die Regel. Nach der Art der Schaltvorgänge lassen sich zwei dieser Grundrichtungen (parallel und quer) dem orthogonalen Richtsystem und zwei (45° links und rechts) dem diagonalen Richtsystem zuordnen. Innerhalb der Systeme wird durch Reversion geschaltet, zwischen ihnen durch Substitution. 5. Bei der Richtungsorientierung mit Hilfe linear polarisierten Lichtes, der Oscillotaxis, bei der Phototaxis und bei der Geotaxis ist die Funktion zwischen der Reizrichtung und der Stärke der Drehreaktion sinusähnlich (=Sinusregel). 6. Die Phototropotaxis läßt sich in eine Archi, Pro- und Metaphototaxis untergliedern, je nachdem die Stärke der Drehreaktion durch Bewertung im Zentralnervensystem nur von der Lichtintensität, der Lichtintensität und der Lichtrichtung oder nur von der Lichtrichtung abhängt. 7. Eine Prophototaxis ist typisch für die Myriopoden, Apterygoten und die Polyneopteren; die Metaphototaxis dagegen ist bei den Palaeopteren, Paraneopteren und Oligoneopteren (=Holometabolen) die Regel. 8. Es gibt Insekten mit Progeotaxis und solche mit Metageotaxis wie z. B. die Wanze Mesocerus marginatus. Beim ersten Geotaxistyp ändern sich die Orientierungswinkel mit der Hangneigung, beim zweiten nicht. 9. Es wird wahrscheinlich gemacht, daß sich die Richtungsmechanismen der Insekten mit entwickelter Prophototaxis aus sinusbewertenden, addierenden, subtrahierenden und dividierenden nervösen Instanzen zusammensetzen. 10. Eine Reihe von Eigenschaften der Oscillotaxis können befriedigend kausal erklärt werden, wenn angenommen wird, daß jeweils die Ausgangsdaten von zwei 90° zueinander stehenden Analysatoren voneinander subtrahiert werden. 11. Bei Insekten mit Prophototaxis und Progeotaxis variiert, soweit geprüft, der Menotaxiswinkel mit der Reizstärke. Es ist daher sehr wahrscheinlich, daß es bei Insekten mit Prophototaxis keine zeitkompensierte Sonnen- und Mondorientierung (=Astrotaxis) gibt.
Materialart:
Digitale Medien
URL:
http://dx.doi.org/10.1007/BF00343144
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