ISSN:
1435-1463
Source:
Springer Online Journal Archives 1860-2000
Topics:
Medicine
Notes:
Zusammenfassung Einleitend wird die Notwendigkeit begründet, das im Kreislauf gültige Strömungsgesetz zu kennen, d. h. die Beziehung zwischen Stromstärke und Druck. Nach einem kurzen Hinweis auf Geschichte und Inhalt desPoiseuilleschen Gesetzes werden die verschiedenen Gesetze erörtert, welche die allgemeine Anwendung dieses Gesetzes auf den tierischen Kreislauf verbieten, darunter als Hauptgrund: die Änderung der Gefäßdimensionen mit dem Druck. Dann wird über einen eigenen theoretischen Versuch berichtet, die Lehre von Gefäßelastizität in dasPoiseuillesche Gesetz einzubauen und dadurch ein für den tierischen Kreislauf brauchbares Strömungsgesetz zu entwickeln. In neuen Experimenten wird die Dehnbarkeit kleinster Gefäße im Bereich des Hauptwiderstandes untersucht und gezeigt, wie der Typus der Dehnungskurve von der Stärke des muskulären Tonus entscheidend bestimmt wird. Die verschiedenen Typen der Dehnungskurve lassen sich als Potenzfunktionen mit verschiedenen Werten des Koeffizienten und Exponenten darstellen. Aus ihnen lassen sich — auch elementar — die Haupttypen der Stromstärke-Druckkurven (i-p-Kurven) ableiten. Nach einer Erläuterung einer praktischen und einfachen Methode zur Bestimmung der prozentualen Änderung des wirksamen Strombahnradius („Kenn-radius”) aus der experimentell gewonnenen i-p-Kurve mit Hilfe derPoiseuille-Proportionale wird gezeigt, welcher Nutzen aus der Analyse experimenteller i-p-Kurven mit Hilfe dieses Verfahrens gezogen werden kann. Er liegt: 1. In der Möglichkeit, die Form der „mittleren” Dehnungskurve von Gefäßen in situ zu erkennen, die im Bereich des Hauptströmungswiderstandes liegen und direkter Messung nicht zugänglich sind. 2. In der Möglichkeit, verschiedene Formen und Grade der Aktivität der Gefäßmuskulatur zu erkennen, und zwar bei Konstanz, Zunahme oder Abnahme des Radius mit steigendem bzw. fallendem Druck. 3. In der Möglichkeit, die Öffnung und Schließung von arterio-venösen Anastomosen ohne direkte Beobachtung zu erschließen. DieBeispiele experimenteller i-p-Kurven, die zu diesem Zwecke herangezogen werden, betreffen: 1. Kurven, die demPoiseuilleschen Gesetz folgen (Proportionalen verschiedener Steilheit); durch Denervierung oder pharmakologische Lähmung der Muskulatur sind die Gefäße funktionell starr geworden; 2. lineare und quasi-lineare Kurven wechselnder Steilheit bei verschiedener Höhe des „kritischen Verschlußdruckes”; ihnen liegt bei schwach ausgeprägtem muskulärem Tonus eine meßbare Querschnittserweiterung der Strombahn zugrunde; 3. abszissenkonvexe Kurven wechselnder Krümmung und Steilheit, die bei hohem Tonus der Gefäßmuskulatur auftreten; 4. Kurven, die für aktive Querschnittsänderung gegen die Wirkung des Druckes charakteristisch sind, nämlich a) abszissenkonkave Kurven bei steigendem Druck, b) Kurven mit einem oder onehreren Maxima, c) Kurven bei Spasmus der Gefäßmuskulatur; 5. Kurven bei fallendem Druck, die einen „überschießenden Tonusverlust” anzeigen; 6. Kurven, die auf Schließung von arterio-venösen Anastomosen schließen lassen. Zum Schluß wird noch auf einige praktische Nutzanwendungen bei der Beurteilung von Durchblutungskurven, bei der Bewertung von Kreislaufstimulantien und für das Verständnis von Durchblutungsstörungen eingegangen.
Type of Medium:
Electronic Resource
URL:
http://dx.doi.org/10.1007/BF01237967
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