ISSN:
1433-0393
Quelle:
Springer Online Journal Archives 1860-2000
Thema:
Medizin
Notizen:
Zum Thema Patientinnen mit Gestationsdiabetes haben nicht nur ein deutlich erhöhtes Risiko, nach der Schwangerschaft einen manifesten Typ-II-Diabetes, sondern auch einen Typ-I-Diabetes zu entwickeln. Mit dem Nachweis von β-Zell-Antikörpern, die bis zu 15 Jahre vor der klinischen Manifestation eines Typ-I-Diabetes auftreten, ist es heute möglich, Gestationsdiabetikerinnen mit hohem Risiko für einen Typ-I-Diabetes postpartum bereits während der Schwangerschaft zu identifizieren. Nach den Ergebnissen einer aktuellen, prospektiven deutschen Multizenterstudie, in der 437 Gestationsdiabetikerinnen bei Entbindung auf Inselzellantikörper (ICA), und auf Antikörper gegen Glutamatdecarboxylase (GADA) und Thyrosinphosphatase (IA-2) untersucht wurden, betrug das kumulative Risiko für einen Typ-I-Diabetes 2 Jahre postpartum 6,6 %. Gestationsdiabetikerinnen, die während der Schwangerschaft mit Insulin behandelt wurden, hatten ein deutlich höheres 2-Jahres-Risiko (18 %) als Patientinnen, die nur mit Diät behandelt wurden (1,2 %). Dabei nahm das 2-Jahres-Risiko für einen Typ-I-Diabetes mit der Anzahl der bei Entbindung nachgewiesenen Antikörper zu. Bei nur 1 positiven Antikörper betrug das Risiko für einen Typ-I-Diabetes 17 %, bei 2 positiven Antikörpern 61 %, und bei Nachweis aller 3 Antikörper 84 %. Wird nur mit einem Antikörper gescreent, resultiert eine relativ geringe Sensitivität, die zwischen 34 % (für IA-2A) und 63 % bei einem Screening mit GADA (ICA: 48 %) liegt. Dagegen steigt bei kombiniertem Screening mit 2 Antikörpern die Testsensitivität auf 74 % bei Verwendung von ICA plus GADA und auf 75 %, wenn mit GADA und IA2A getestet wird, wobei letzterer Kombitest einfacher und zeitsparender durchgeführt werden kann. Die vorliegenden Daten zeigen, daß ein Screening von Gestationsdiabetikerinnen auf β-Zell-Antikörper in Deutschland sinnvoll ist, weil damit Patientinnen mit hohem Risiko für einen Typ-I-Diabetes postpartum frühzeitig identifiziert und einer rechtzeitigen Insulin-Therapie zugeführt werden können.
Materialart:
Digitale Medien
URL:
http://dx.doi.org/10.1007/PL00003080
Permalink