ISSN:
1433-8491
Source:
Springer Online Journal Archives 1860-2000
Topics:
Medicine
Notes:
Zusammenfassung Wir versuchten, die Bedeutung des ersten Eindrucks speziell in der neurologisch-psychiatrischen Diagnostik an Hand von dreihundert entsprechenden Untersuchungen aufzuzeigen. Es wurde die sich auf der Gestaltung der ersten Begegnung aufbauende explorative Methode beschrieben, die den Patienten durch ein bis drei ungezielt gehaltene Fragen zu spontanen Gedankenäußerungen anregt. (Bei unserer experimentellen Untersuchung wurden dieselben auf zwei Minuten beschränkt.) Daraufhin wurde an Hand von Protokollen der erste Eindruck bei organischen Erkrankungen, bei Neurosen, bei Psychopathien und endogenen Psychosen ausführlich dargestellt und die wesentlichen Unterschiede von Form und Inhalt der Äußerungen beschrieben. Die organischen Erkrankungen mit ihrem formalgebundenen Stil ließen sich deutlich von den Neurosen, Psychopathien und endogenen Depressionen mit ihrer vorwiegend erlebnisgebundenen Gedankenproduktion abgrenzen. Uneinheitlich, aber charakteristisch waren die Befunde bei den Schizophrenien, je nachdem zu welcher Gruppe sie gehörten, z. B. abgehackte, abrupte Sprechweise bei den katatonen, bis zum völligen Fehlen von Äußerungen bei den stuporösen, und bizarre, meist unnatürlich wirkende Assoziationen bei den paranoid-halluzinatorischen Formen. Danach wurde die Ursache für die gelegentlichen Versager bei der Eindrucksgewinnung erwähnt. Die Statistik des ersten Eindrucks ergab bei dreihundert Protokollen eine Übereinstimmung mit der Abschlußdiagnose bei den organischen Erkrankungen und Psychosen in 4/5 der Fälle, bei den Neurosen in praktisch allen und bei den Psychopathien in 50% der Fälle. Die theoretische und psychologische Bedeutung des ersten Eindrucks wurde eingehend dargestellt und dabei Situation und Strukturverzahnung zwischen Patient und Arzt einer Analyse unterzogen. Die Notwendigkeit für den Arzt, sich zuerst vorwiegend von Form und Inhalt des sprachlichen Ausdrucks beeindrucken zu lassen, wurde besonders betont. Abschließend wurde die praktische Bedeutung des Untersuchungsverfahrens für Ärzte jeder Fachrichtung gewürdigt.
Type of Medium:
Electronic Resource
URL:
http://dx.doi.org/10.1007/BF00353410
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