ISSN:
1435-1463
Source:
Springer Online Journal Archives 1860-2000
Topics:
Medicine
Description / Table of Contents:
Summary By simultaneous, quantitative evaluation of different functional components of the vegetative nervous system in man we were able to show that, even under physiological conditions, there may be found two diametrically opposed types of vegetative innervation: a sympathicotonic or ergotropic state and a parasympathicotonic or histotropic state. In an unselected healthy population we find those “pure” types in about 8% each of the material. The individual vegetative structure is determined, to a great extent, by hereditary factors, as shown by investigations on twins. Certain correlations between the morphological and functional structure of an individual were found, as demonstrated by the close relationship of the state of vegetative innervation and the type of body-build according toKretschmer. Numerous accidental factors tend to modify the vegetative structure of an individual: With increasing age there is an increase in the tone of the parasympathetic nervous system. Intense physical training also increases the parasympathetic tone, resulting in a geater economy of the circulatory and metabolic functions. The modifying influence of hormonal factors as well as certain diseases is shown. There is evidence of a close relationship between sympathetic innervation and hypertension on one side, and parasympathetic innervation and the incidence of peptic ulcers on the other side. The clinical implications of the above findings are briefly discussed.
Notes:
Zusammenfassung Es wurde der Versuch unternommen, durch gleichzeitige, zahlenmäßige Erfassung der verschiedenen Komponenten der vegetativen Gesamtstruktur eines Individuums seine idiotypische Erregungslage zu bestimmen und damit die Frage zu klären, ob die anatomische und physiologische Lehre vom Dualismus des autonomen Systems in ihrer Form der Polarität des funktionellen Geschehens auch im Bereich des klinischen Denkens und Handelns Gültigkeit besitzt. Die Untersuchungen erstreckten sich auf das Verhalten des Kreislaufs und Gasstoffwechsels sowie der morphologischen und chemischen Zusammensetzung des Blutes und wurden ergänzt durch die Erfassung des Körperbaues und die Zuordnung des klinischen Bildes. Auf Grund der an einem größeren Untersuchungsgut gewonnenen Ergebnisse lassen sich zwei gegensätzliche Typen abgrenzen, die in allen oder der Mehrzahl der untersuchten Einzelgrößen gleichsinnig nach verschiedenen Richtungen von der sogenannten Norm abweichen: Der eine Typ zeichnet sich aus durch ein großes Herzminutenvolumen, absolut sowohl wie auch bezogen auf die Einheit des Körpergewichtes, eine hohe Pulsfrequenz, hohes Schlagvolumen, hohe Herzleistung, hohen Quotienten E′/W, einen erhöhten Sauerstoffverbrauch, eine verminderte Sauerstoffausnutzung, eine Erniedrigung der Lymphozyten- und Eosinophilenzahl, einen niedrigen K/Ca-Quotienten, eine erhöhte Cholinesteraseaktivität des Serums und einen erhöhten Nüchternblutzucker. Bei dem zweiten Typ finden wir entgegengesetzte Verhältnisse. Diese Befunde berechtigen uns zu der Schlußfolgerung, daß bei der ersten Gruppe eine vorwiegend sympathicotone oder ergotrope, bei der zweiten Gruppe eine parasympathicotone oder histotrope Erregungslage des vegetativen Systems vorliegt. Die Ergebnisse bestätigen die zuerst vonEppinger undHess und später besonders vonF. Hoff undWezler vertretene Ansicht, daß es Individuen mit einseitiger Ausprägung ihrer vegetativen Struktur im Sinne einer Sympathicotonie bzw. Parasympathicotonie gibt. Diese “reinen” Typen stellen bei einem weitgehend gesunden und unausgelesenen Untersuchungsgut einer Durchschnitts-population naturgemäß relativ seltene Grenzfälle dar. Ihr zahlenmäßiger Anteil beträgt für beide Gruppen je etwa 8%. Demgegenüber steht die große Gruppe der “Mischtypen” mit gelegentlichem Hervortreten einzelner sympathicotoner oder parasympathicotoner Züge. Durch Untersuchungen anZwillingen, die eine größere interindividuelle Ähnlichkeit aller untersuchten Größen bei eineiigen im Gegensatz zu zweieiigen Zwillingspartnern ergaben, konnte die Erbgebundenheit der vegetativen Struktur aufgezeigt werden. Mit Hilfe gleichzeitiger Bestimmungen desKörperbaues ließen sich gewisse gesetzmäßige Beziehungen zwischen funktioneller und morphologischer Struktur nachweisen: Pykniker und Athletiker zeichnen sich durch eine vorwiegend sympathicotone, Leptosome durch eine mehr parasympathicotone Erregungslage des vegetativen Systems aus. Zahlreiche akzidentelle Faktoren können einen modifizierenden Einfluß auf die vegetative Tonuslage ausüben: Während in der Jugend bis zur Pubertät der Einfluß des Sympathicus ganz allgemein überwiegt, macht sich mit fortschreitendemLebensalter eine Zunahme des Parasympathicotonus bemerkbar. Durchsportliches Training kommt es zu einer Verschiebung des vegetativen Gleichgewichtes nach der parasympathicotonen Seite hin, woraus eine größere Ökonomie der Kreislauf- und Stoffwechselleistungen resultiert. Der Einflußhormonaler Faktoren konnte am Beispiel der Menstruation aufgezeigt werden. Auch hierbei kann es zu weitgehenden Verschiebungen der vegetativen Ausgangslage kommen. In ähnlicher Weise können sich Krankheiten, insbesondere solche des Herz- und Kreislaufapparates, auswirken. Auch an unserem Untersuchungsgut ließ sich, in Übereinstimmung mit den Befunden anderer Autoren, ein Zusammenhang zwischenvegetativer Struktur undKrankheitsdisposition erkennen: Bei den Sympathicotonikern bestehen Beziehungen zu dem Formenkreis der Hyperthyreose und Hypertonie, während bei den Parasympaticotonikern die Ulcusdiathese vorherrscht. So sind unsere Untersuchungen vielleicht geeignet, eine Verbindung herzustellen zwischen den physiologischen Konzeptionen von der Polarität des Sympathicus und Parasympathicus und den von klinischer Seite entwickelten Vorstellungen über die Bedeutung dieses Antagonismus für das Krankheitsgeschehen im weitesten Sinne. Darüber hinaus ergeben sich wichtige Beziehungen zu der Lehre von den Körperbautypen durch den Nachweis gesetzmäßiger Zusammenhänge zwischen funktioneller und morphologischer Struktur des Individuums.
Type of Medium:
Electronic Resource
URL:
http://dx.doi.org/10.1007/BF01239679
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