ISSN:
1432-0711
Source:
Springer Online Journal Archives 1860-2000
Topics:
Medicine
Description / Table of Contents:
Zusammenfassung In einer retrospektiven Studie wurden alle vaginalen Geburten der Universitäts-Frauenklinik Basel (N=4081) der Jahre 74/73 und der Universitäts-Frauenklinik Tübingen (N=3249) der Jahre 75/74 elektronisch (IBM 370/135) ausgewertet. Berücksichtigt wurden nur Einlingsgeburten jenseits der 28. Schwangerschaftswoche bei lebendem Kind. Ein Vergleich der Kollektive beider Kliniken (N1=3804, N2=2889) ergibt teilweise erhebliche Differenzen in der Häufigkeit qualitativer Merkmale (Nabelschnurumschlingungen, Anzahl der artefiziellen Amniotomien, Einsatz von Oxytozika etc.). Die vaginal-operative Entbindungsfrequenz war mit 11,2% (Basel) bzw. 12,1% (Tübingen) fast gleich hoch. Die Apgar-Zahl- und pH-Wert-Verteilungen waren nahezu identisch. Das Acidoserisiko (pH〈7,200) betrug 13,5% in Basel und 12,3% in Tübingen bzw. (pH〈7,100) 1,55% und 2,11%. Nur 3,5% aller Frauen (Basel) benötigten mehr als 30 min für die Preßperiode. 23,0% bzw. 18,7% hatten jedoch eine Austreibungszeit von mehr als 30 min; 3,8% bzw. 2,6% sogar über 90 min. An Hand von 9 weiteren klinischen Kriterien wurden 2 Stichproben (Basel) gebildet (N1=1755, N2=1098), die sich nur durch die Anwesenheit von sichtbaren Nabelschnurumschlingungen bei der Geburt unterschieden. In allen Fällen kamen die Kinder vaginal spontan aus Schädellage zur Welt. Für beide Stichproben ließ sich ein lockerer aber hochsignifikanter Zusammenhang zwischen der fetalen Acidämie in der Nabelvene und -arterie einerseits und der Dauer der Preß-bzw. Austreibungsperiode andererseits nachweisen. Bezogen auf 60 min Preßperiode fällt das aktuelle pH in der Nabelarterie bei Feten ohne Nabelschnurkomplikationen rechnerisch um −0,087 und in der Nabelvene um −0,115 Einheiten ab; liegt eine erkennbare Nabelschnurkomplikation vor, beträgt diese Zahl −0,062 (Nabelarterie) bzw. −0,120 (Nabelvene). Analoge Zahlen für pO2, pCO2, HbO2 und den Basenexzeß im extrazellulären Raum werden angegeben. Zusätzlich wurde ein Kollektiv von 96 vaginal operativ entbundenen Neugeborenen analysiert, bei dem die Austreibungsperiode in 50% und die Preßperiode in 1,3% der Fälle länger als 1 Std gedauert hat. Der pH-Mittelwert in dieser Stichprobe betrug 7,236±0,072; das Acidoserisiko (pH Nabelarterie 〈7,20) betrug 25,6% bzw. 1,16% (pH Nabelarterie 〈7,100). 2,1% dieser Neugeborenen waren schwer deprimiert. Alle erholten sich rasch, keines der Kinder verstarb perinatal. 8% der Neugeborenen hatten jedoch verifizierte Fundusblutungen post partum, 5% wiesen Claviculafrakturen auf. Diese Traumata sind mutmaßlich auf die schwierige operative Entbindung zurückzuführen. Aus den Daten wird der Schluß gezogen, daß die Indikation zum vaginaloder gar abdominal-operativen Eingriff weniger auf Grund der Zeitfaktoren, als vielmehr aus der geburtshilflichen Gesamtsituation heraus gestellt werden muß; dies bedeutet für die Praxis, daß eine vaginal operative Entbindung (ohne Vorliegen einer fetalen Asphyxie) vor Ablauf der kritischen Zeitgrenzen ebenso gerechtfertigt sein kann, wie ein geduldiges Zuwarten nach Überschreiten der postulierten Zeitintervalle. Eine interne CTG-Überwachung des Feten und eine aufmerksame Führung der werdenden Mutter sind dabei unerläßliche Voraussetzungen.
Notes:
Summary All vaginal deliveries of the Department of Obstetrics and Gynecology of the University Basel (N=4081) during the year 74/73 and of the University Tübingen (N=3249) 75/74 were analysed using an IBM-system 370/135 Only alive singletons beyond the 28th week of gestation were analysed. Clinical management was quite different in the two departments; the incidence of vaginal operations (Basel 11.2%, Tübingen 12.6%), however, as well as the distribution of pH-values and Apgar-scores after 1 min were quite similar. Basel: Acidotic risk (i.e. pHUA〈7.200) 13.5%, severe acidotic risk (i.e. pHUA〈7.100) 1.55%, low Apgar-scores (1–3) 0.7%. Tübingen: 12.3%, 2.11%, 1.6%. 3.5% of all parturients (Basel) had duration of second stage of labour with active maternal pressure support lasting more than 30 min. In two highly selected samples differing only with regard to the occurrence of cord-entanglements at birth (N1=1755, N2=1098) the association (rank correlation method according to Kendall) between the parameters of the fetal acid-base balance and the duration of second stage of labour as well as duration of the period with “active bearing down” was studied. Without cord encirclements pH in the umbilical artery fall −0.087 and in the umbilical vein −0.115 units and with cord complications the values amounted to −0.062 (UA) and −0.120 (UV) respectively pro 60 min duration of second stage with “bearing down efforts”. Analogous computations for pCO2, pO2 and HbO2 are presented. Apgar-scores in these samples showed a very loose connection with the time variables. From these data the conclusion is drawn that the indication to perform vaginal operations for termination of delivery should not primarily be governed by the factor time but rather by the whole obstetrical situation i.e. the possible fetal risk of the intervention. This holds only if maternal welfare is established and fetal well being is monitored continuously.
Type of Medium:
Electronic Resource
URL:
http://dx.doi.org/10.1007/BF00670855
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