ISSN:
1432-0711
Source:
Springer Online Journal Archives 1860-2000
Topics:
Medicine
Notes:
Zusammenfassung Die Ansicht, daß Morphin sowohl beim Versuchstier wie beim Menschen “darmlähmend” wirkt, ist in neueren Arbeiten bereits mehrfach einer Revision unterzogen worden. Die Aufgabe der vorliegenden Arbeit bestand darin, die Darmwirkung des Morphins im Tierexperiment als eine “heilsame” auf den paralytischen Darm nachzuweisen. Zahlreiche Vorversuche wurden zunächst angestellt, um eine Darmparalyse zu erzeugen, die der beim Menschen nach Laparotomien oder Bauchfellentzündungen beobachteten möglichst ähnlich sein sollte. Die verschiedensten Verfahren wurden zu diesem Zwecke angewandt, doch gelang es weder durch Bakterientoxine oder Bakterienaufschwemmungen, weder durch eine chemische noch durch eine mechanische Schädigung des Darmes (Lufteinblasung, Quetschung, Abkühlung und Austrocknung), eine merkliche Darmlähmung zu erzielen, die eine Erprobung der Morphinwirkung ermöglicht hätte. Es mußte deshalb auf den mechanischen Ileus zurückgegriffen werden, der zum mindesten im Endstadium dem paralytischen Ileus entspricht. Hierbei ergab sich nun die Tatsache, daß Tiere unter regelmäßiger Morphindarreichung im Durchschnitt über doppelt so lange lebten wie die entsprechenden Kontrolltiere. Diese Erscheinung läßt sich dadurch erklären, daß das Morphin die Leistungsfähigkeit des Darmes erheblich länger aufrecht erhält, als es bei den unbehandelten Tieren der Fall ist. Durch mehrere Versuchsreihen, in denen eine besondere Form der Darmmotilität, die Rheokinetik, geprüft wurde, gelang es, nachzuweisen, daß Morphin die Leistungsfähigkeit des normalen wie des durch einen mechanischen Darmverschluß geschädigten Darmes erhöht. Soweit Ergebnisse des Tierexperiments auf die Verhältnisse am Krankenbett übertragen werden können, darf deshalb der Schluß gezogen werden: Die Zurückhaltung im Gebrauch von Morphin bei Zuständen von Darmlähmung ist nicht gerechtfertigt, denn Morphin wirkt auf den Tonus des Darms und seine Rheokinetik steigernd. Es besitzt daher bei der Prophylaxe und Behandlung von paralytischen Zuständen am Darm großen Wert.
Type of Medium:
Electronic Resource
URL:
http://dx.doi.org/10.1007/BF01765655
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