ISSN:
1432-0878
Source:
Springer Online Journal Archives 1860-2000
Topics:
Biology
,
Medicine
Notes:
Zusammenfassung Lecanium 1. Die Coccidenarten Lecanium (Coccus) hesperidum und Lecanium (Saissetia) hemisphaericum verhalten sich mit Bezug auf die Fortpflanzung der Hauptsache nach gleichmäßig. Jede der Arten umfaßt zwei Rassen: eine rein parthenogenetische, die ausschließlich aus Weibchen besteht, und eine bisexuell-parthenogenetische, die aus Weibchen und Männchen besteht, von denen die letzteren in der Minorität sind. Die rein parthenogenetischen Rassen pflanzen sich ausschließlich durch obligatorische thelytoke Parthenogenese fort. Die bisexuell-parthenogenetischen besitzen fakultative Thelytokie: unbefruchtete Eier entwickeln sich zu Weibchen, befruchtete — wie die zytologischen Verhältnisse zeigen — zu beiden Geschlechtern. 2. Der Männchenprozentsatz der bisexuell-parthenogenetischen Rassen liegt — nach allen Beobachtungen — bei L. hesperidum bedeutend niedriger als bei L. hemisphaericum. Das ist darauf zurückzuführen, daß das männliche Puparium bei L. hesperidum bei den Häutungen zerbricht, wobei eine große Anzahl männlicher Jugendstadien zugrundegeht. 3. Die zytologische Untersuchung ist für L. hesperidum durchgeführt. Die diploide Chromosomenzahl ist in beiden Rassen 14. Die Weibchen der rein parthenogenetischen Rasse zeigen bei der Oogenese nur eine Reifeteilung mit der diploiden Zahl. Dies ist eine Äquationsteilung. Es war nicht möglich, Synapsisstadien zu finden, wie auch Tetraden fehlen. 4. In den Eiern der bisexuell-parthenogenetischen Rasse erfolgt eine typische Pseudoreduktion infolge einer Synapsis. In der Diakinese und Metaphase I sieht man 7 Gemini. Es erfolgen zwei Reifeteilungen auf gewöhnliche Weise; jedoch ist die Chromosomenzahl der Telophase I für kurze Zeit durch Spaltung der 7 Chromosomen verdoppelt. Die beiden Teilungen resultieren in einer Chromosomenreduktion; vermutlich ist die zweite Teilung die Reduktionsteilung. 5. In den unbefruchteten Eiern wird die diploide Chromosomenzahl durch Fusion zwischen dem zweiten Polkern und dem Eikern wiedergebildet, ein Prozeß, der eine außerordentliche Ähnlichkeit mit einer Befruchtung aufweist. 6. Die Oogenese bei L. hemisphaericum scheint nach einer vorläufigen Untersuchung entsprechend zu verlaufen. Jedenfalls ist sicher nachgewiesen, daß die beiden Rassen zytologisch verschieden sind. Die diploide Zahl ist 16. 7. Die Lecanium-Männchen erinnern in ihrer Zytologie sehr an die Pseudococcus-Männchen (Schrader 1923 a). In den Kernen der somatischen Zellen (besonders den Nerven- und Epithelzellen) beobachtet man einen großen Chromatinkörper und einige kleine Chromatinkörner; in entsprechenden Kernen beim Weibchen finden sich nur die kleinen Chromatinkörner. 8. In der Prophase der Spermatozyten sieht man ähnliche Bilder. Bei L. hemisphaericum zeigt sich allmählich, daß der Chromatinkörper aus 8 zusammengeballten Chromosomen besteht, während die übrigen 8 im Kern verstreut liegen. Die Diakinese und die Metaphase I weisen 16 Chromosomen auf, also die diploide Zahl. Die erste Reifeteilung ist äquationell, 16 Chromosomen gehen nach jedem Pol. Die zweite Reifeteilung erfolgt, indem 8 Chromosomen ohne weitere Spaltung nach jeder Seite gehen. In Anaphase II sieht man einen charakteristischen Unterschied der beiden Gruppen: Die eine bildet eine anscheinend kompakte Masse, während die andere aus isolierten Chromosomen besteht. Ohne Zweifel entsprechen die beiden Gruppen den früher beobachteten. Die zweite Reifeteilung ist also reduktioneil, und das Männchen ist heterogametisch. In Übereinstimmung mit Schrader sind diese zytologischen Eigentümlichkeiten als Ausdruck einer speziellen Form für die Verteilung des „Geschlechtschromatins“ aufzufassen. 9. Die beiden Tochterkerne des ersten Polkerns teilen sich wieder, und einige der Nachkommen verschmelzen, wodurch polyploide Kerne gebildet werden. Die Aleurodiden 10. Die Art Trialeurodes vaporariorum umfaßt zwei Rassen, die eine mit thelytoker Parthenogenese, die andere mit arrhenotoker von demselben Typus wie bei der Honigbiene. Beide Rassen finden sich in Dänemark. 11. Die thelytoke Rasse besteht so gut wie ausschließlich aus Weibchen; ausnahmsweise scheinen jedoch Männchen aus den Eiern von im übrigen thelytoken Weibchen entstehen zu können. 12. Männchen der arrhenotoken Rasse paaren sich willig mit thelytoken Weibchen; die Nachkommenschaft der kopulierten Weibchen besteht aus thelytoken Weibchen, deren Kinder gleichfalls thelytoke Weibchen sind. Ob eine normale Befruchtung des Eies erfolgt, ist unbekannt. 13. Die Eier der thelytoken Weibchen durchlaufen einen typischen Reifungsprozeß mit zwei Reifeteilungen, wobei die Chromosomenzahl von 22 auf 11 reduziert wird. 14. Es ist nicht möglich, einen Unterschied zwischen der Méiose bei der arrhenotoken und der thelytoken Rasse nachzuweisen; aber nach der zweiten Reifeteilung wird der diploide Zustand in den thelytoken Eiern durch eine Autoregulation wiederhergestellt, wahrscheinlich durch eine Spaltung der Chromosomen, die keine Kernteilung zur Folge hat; theoretisch kann dies als Verschmelzung der beiden ersten Furchungskerne betrachtet werden. 15. Bei Aleurodes proletella findet sich arrhenotoke Parthenogenese, wobei unbefruchtete Eier sich zu Männchen entwickeln, befruchtete zu Weibchen. Die kopulierten Weibchen können befruchtete und unbefruchtete Eier ablegen. 16. Alle Eier bilden zwei Polkerne, wodurch die Chromosomenzahl auf die haploide reduziert wird. Unbefruchtete Eier bleiben haploid; bei der Befruchtung wird die diploide Zahl wiedererworben. Die Männchen sind also haploid, die Weibchen diploid, was auch die direkte Beobachtung zeigt. 17. Bei der Spermatogenese fehlt eine Synapsis; dagegen besitzen die Spermatozyten ein deutliches Wachstumsstadium. Es erfolgt nur eine Reifeteilung ohne weitere Reduktion der Chromosomenzahl; es ist eine Äquationsteilung. Die Spermatozoen sind folglich haploid. 18. Die diploide Chromosomenzahl ist 26 und 28; vier univalente Chromosomen können entweder zu zwei bivalenten Komplexen vereinigt werden oder gesondert auftreten. In Übereinstimmung hiormit ist die haploide Zahl 13 und 14. 19. Aleurotulus nephrolepidis hat rein thelytoke Parthenogenese. In der Metaphase der ersten Reifeteilung beobachtet man 13 Gemini, so daß 13 die haploide Zahl ist. 20. Im allgemeinen Teil wird eine Übersicht über die Parthenogenese besonders vom zytologischen Gesichtspunkt gegeben; und die beschriebenen neuen Fälle werden in das System eingeordnet. Die bei der Klassifizierung angewandten Termini werden erörtert. Ferner werden die Art der Reifeteilungen und ihre Abhängigkeit vom Vorkommen einer Chromosomenkonjugation zum Gegenstande der Erörterung gemacht. Es wird nachgewiesen, daß die Existenz haploider Tiere be sonders nach Schraders Arbeiten, die durch die vorliegende bestätigt werden, unwiderruflich festgestellt ist. Es wird auf die bei vielenparthenogenetischen Tieren auftretende Rassenbildung hingewiesen („Sexualrassen“), und das Interesse dieser Erscheinung für die Frage der Entstehung der Parthenogenese wird erörtert.
Type of Medium:
Electronic Resource
URL:
http://dx.doi.org/10.1007/BF00398903
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